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History in your hands(MünzenWoche) History in your Hands Foundation ist eine Stiftung, die Brücken schlagen will zwischen Laien und der Numismatik. Sie richtet sich an Bildungsinstitutionen und stellt Menschen jeder Altersgruppe Münzen zur Verfügung, die diese buchstäblich in die Hand nehmen können.

 

 

Shanna Berk-Schmidt weiß, was für eine Gefühl es ist, eine Münze in die Hand zu nehmen. Sie hat sich ihr Leben lang privilegiert gefühlt, weil sie durch die Mitarbeit in der Münzhandlung ihres Vaters täglich mit historischen Objekten umgehen durfte. „Man bekommt ein völlig neues Verhältnis zur Geschichte, wenn man eine Münze in der Hand hält. Ich werde nie vergessen, was für ein Gefühl es war, als mir mein Vater den ersten Denar Caesars in die Hand legte. Wir hatten in der Schule gerade den Gallischen Krieg durchgenommen“, so beschreibt Shanna Berk-Schmidt ihre Eindrücke. Und dabei ist sie nicht stehen geblieben. Sie hat eine als gemeinnützig anerkannte Stiftung initiiert, die genau dieses Erlebnis Menschen aller Altersgruppen ermöglichen will.

 

Die Stiftung „History in your Hands Foundation“ will Sammler und Händler vereinen mit dem Ziel, einer möglichst großen Gruppe von Menschen Zeugnisse der Geschichte tatsächlich in die Hand zu geben. Erste Erfahrungen aus Lehrveranstaltungen zeigen, wie viel Freude es beiden Seiten bereitet. Die Benito Juarez Public High School in Chicago gehört nicht zu den Schulen, die für die Privilegierten reserviert sind. Im Gegenteil. Aber sie verfügt über einen engagierten Stab an Lehrern, die mit der Stiftung „History in your Hands Foundation“ zusammenarbeiten. Die Schüler beschäftigten sich im Unterricht nicht nur mit Münzen, sondern auch mit historischen Landkarten. Das beeindruckende Ergebnis beschreibt der Lehrer Andy Pascarella: „Meine Schüler haben gelernt, die politisch motivierten Verzerrungen bei der Herstellung von Landkarten wahrzunehmen. Sie sehen Landkarten jetzt nicht mehr als objektive Information, sondern als nützliches Werkzeug, um die damaligen politischen Interessen durchzusetzen. Das hat meinen Schülern beigebracht, genauso kritische Leser und Rezipienten heutiger Medien zu sein.“

 

Die Studenten des Department of Classics & History / University of Chicago hatten natürlich schon mehr über den historischen Hintergrund von Münzen erfahren. Trotzdem war es auch für sie ein unglaubliches Erlebnis, Münzen in der Hand zu halten. Alain Bresson, renommierter Wirtschaftshistoriker und Professor dieses Instituts, fasste es folgendermaßen zusammen: „Obwohl die Studenten natürlich besser vorbereitet waren als ein Publikum von Laien, war es für sie eine außergewöhnliche Erfahrung, die Münzen, über die wir wochenlang gesprochen haben, tatsächlich in der Hand zu halten. Die künstlerische Leistung, die auf frühen Elektronprägungen erreicht wurde, war eine echte Überraschung. Einen anderen Aha-Effekt boten die Obole. Es ist eine Sache, sie Kleingeld zu nennen, und eine andere ist es, zu entdecken, wie klein sie tatsächlich sind. Der Tag wird sicher jedem einzelnen Teilnehmer in lebhaftester Erinnerung bleiben.

 

Die Stiftung „History in your Hands Foundation“ ist natürlich auf Unterstützung angewiesen. Derzeit sucht sie in den USA Freiwillige, die das, was in Chicago erprobt wird, in anderen Städten zum Leben erwecken. Spenden sind natürlich ebenfalls willkommen. Last but not least hat die Stiftung zur Unterstützung ihrer Mission zwei Messen gegründet, deren Nettogewinn aus Eintrittsgeldern und Standmieten voll umfänglich dem Stiftungsvermögen zu Gute kommen.

 

Vom 5. bis zum 8. April 2017 wird die erste Chicago Coin Expo im berühmten Cultural Center der Stadt durchgeführt. Bereits heute haben eine Vielzahl der renommiertesten Händler aus dem In- und Ausland ihre Teilnahme zugesagt. Und im Oktober 2017 findet außerdem die Internationale Messe für Landkarten, die Chicago International Map Fair (CIMF) zum ersten Mal im selben Kulturzentrum statt. Damit verfügt die Stiftung über eine gesunde finanzielle Basis. Und Münzsammler und -händler hatten es nie leichter, die Numismatik zu fördern. Schon der Besuch der Münzbörse sichert der Stiftung weitere Mittel, um Aktionen wie die an der Benito Juarez High School und der University of Chicago durchzuführen. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja irgendwann einmal einen deutschen Zweig der „History in your Hands Foundation“, der die Idee aufgreift und weiterführt.

 

Text und Abbildung: tommaday/MünzenWoche