MiR 10 2017 Inhalt(mi) Was kann und was darf das Fernsehen? Zwei Fragen, die sich seit der Erfindung des Mediums stellen. 1970 wurde in Deutschland erstmals über die Grenzen des damals noch jungen Mediums diskutiert.

Anlass war der experimentelle Fernsehfilm „Das Millionenspiel“, der am 18. Oktober ausgestrahlt wurde. Das fiktive Doku-Drama im Stil einer real anmutenden Spielshow thematisierte Leben und Tod, Zuschauerquoten, Voyeurismus und den Werteverfall durch Sensationsgier: Ein Kandidat, gespielt von Jörg Pleva, muss eine Woche lang einem Killerkommando entkommen. Gelingt es ihm, erhält er eine Million D-Mark. Scheitert er, verliert er sein Leben. Dabei wird er ständig von Kamerateams verfolgt. „Das Millionenspiel“ sorgte für einen der ersten TV-Skandale der Bundesrepublik. Viele Zuschauer hielten die Show, die von Dieter Thomas Heck in der Rolle des Thilo Uhlenhorst präsentiert wurde, für echt. Einige Zuschauer meldeten sich nach der Ausstrahlung sogar freiwillig, um als Kandidat oder als Kopfgeldjäger an der perfiden Show teilzunehmen.

Der Film basiert auf der Kurzgeschichte „The Prize of Peril“ des US-Schriftstellers Robert Sheckley aus dem Jahr 1960. Regisseur Tom Toelle und Drehbuchautor Wolfgang Menge inszenierten ihn ganz im Stile heutiger Reality-Formate. In regelmäßigen Abständen wurde die Handlung durch – damals noch fiktive – Werbeblocks unterbrochen. Heute scheint „Das Millionenspiel“ längst von der Realität eingeholt. Reality-Shows begleiten Kandidaten hautnah, während diese Extremsituationen durchstehen müssen. Tabubruch gegen Geld: Auch wenn es dabei nicht um Leben und Tod geht, erinnern doch etliche der heutigen Sendungen an „Das Millionenspiel“. Der Werteverlust, der damals kritisch beleuchtet wurde, ist heute Fernsehalltag.

Das Motiv ist von Thomas Steinacker aus Bonn entworfen worden. Erstausgabetag: 12. Oktober 2017.

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