Oft werden Ganzfälschungen angeboten, die in früheren Zeiten einmal als Neudrucke oder Nachdrucke von privater Hand hergestellt wurden. Besonders häufig kommen privat nachgedruckte Ganzsachen und Briefmarken von Helgoland vor. In vielen Sammlungen sind diese Neu- und Nachdrucke zu finden.

Sehr selten enthalten Sammlungen tatsächlich amtliche Neudrucke, die teils mehr als die Originale kosten, und auch amtlich vermittelte Privatneudrucke.

Hierzu finden sich ausführliche Informationen im MICHEL-Deutschland-Spezial 2021 Seite 178. Die größte Gruppe sind jedoch private Drucke, die im Fall von Helgoland zum größten Teil mit originalem Druckmaterial hergestellt wurden. Darüber hinaus gibt es noch ungezählte Ganzfälschungen und Stempelfälschungen, meist auf ungebraucht viel billigeren Ausgaben.

Die hier vorgestellte Ganzsachenfälschung ahmt die erste Ganzsachen-Postkarte von Helgoland nach, herausgegeben ab 13. April 1875 mit Wertstempel 3F/5Pf. in Grün, katalogisiert als MiNr. P1. Hergestellt wurde das Original in einer Gesamtauflage von 100.000 Stück; etwa 53.000 davon wurden am Schalter verkauft. Gültig war die P1 zwischen 13. April 1875 und 6. September 1879.

Von der Karte gibt es verschiedene private Drucke mit ein bis vier Wertstempeln. Ein sicheres Kennzeichen der Originale ist das größere Format von 141x91 mm gegenüber 141x89 mm bei den Fälschungen und der Wertstempel in sattem Grün statt Graugrün. Die schwarze Schrift ist bei den Originalen in Buchdruck ausgeführt; bei den Fälschungen im Flachdruck, also ohne deutliche Drucknähte oder Quetschränder. Von der Rückseite aus gesehen zeigt der Wertstempel der Originale eine saubere Durchprägung auch des Ovals und der umlaufenden Schrift. Bei den Fälschungen ist nur die Kopfprägung deutlich. Im direkten Vergleich fällt der Größenunterschied sofort auf. Mit etwas Übung sieht man den Unterschied auch an den Proportionen.

Nicht nur die Ganzsachen Helgolands werden gefälscht, sondern ebenso die Briefmarken. Auch derzeit werden Fälschungen online angeboten, zum Beispiel bei Ebay mit Titel „Helgoland kleines Lot“. Als Startpreis werden 100,– Euro gefordert.

Die Marken der ersten Reihe sind keine Originale. Wären sie echt, hätten sie einen hohen Katalogwert. In der zweiten Reihe sind die ersten drei Marken private Drucke, die folgenden 5 zwar echt aber in schlechter Qualität und mit einem Handelswert von vielleicht 1,– bis 5,– Euro zu beziffern. Die dritte Reihe zeigt drei Marken mit der Wappenzeichnung MiNr. 17. Als Originale in einwandfreiem Zustand wären sie sicher mehr wert als die geforderten 100,– Euro, doch handelt es sich um zwei amtlich vermittelte Berliner Neudrucke und einen Hamburger Neudruck in schlechter Qualität. Die drei anderen Marken sind ohne Handelswert: ein defektes Original, eine billige Marke mit falschem Stempel und ein Nachdruck der Nr. 2, den man an der falschen Kopftype erkennen kann. In der letzten Reihe sind wieder ausschließlich priva te Nachdrucke.

Die Beurteilung der Helgolandmarken scheint deshalb schwierig, weil auch die privaten Neu- und Nachdrucke von überwiegend oder vollständig originalem Druckmaterial hergestellt wurden. Die Dinge, die aber abweichen, sind fast immer gut zu erkennen, auch an Internetabbildungen. Es sind das die Papiersorte, die Druckfarben, die Kopftypen und die Zähnung. Das ist eine Hilfe, denn Angebote von Helgoland-Lots, die überwiegend aus wertlosen Originalen in schlechter Qualität und privaten Drucken bestehen, lassen sich laufend im Internet finden.

Hier folgt noch eine Übersicht der Kopftypen I, II und III. Die Kopftypen für die einzelnen Katalognummern können im MICHEL-Deutschland-Spezial nachgeschlagen werden.

Kopftype I: geschlossene Haarlocke, der Büstenabschluss weist vorne nach unten, der Nackenabschluss ist abgerundet.

Kopftype II: sichelförmige Haarlocke, der Büstenabschluss weist vorne leicht nach oben, der Nackenabschluss ist ein scharfer Winkel.

Kopftype III: korkenzieherartige Haarlocke

Die drei Bilder zeigen Originalmarken – eine MiNr. 1I, eine MiNr. 6 und eine MiNr. 7.

Eine sehr ausführliche Erklärung aller Unterschiede findet man auf: https://www.stampsx.com/forum/board.php?id=50&

Zu den Ganzsachen gibt es weitere Informationen unter: https://www.stampsx.com/ratgeber/ratgeber-helgoland-ganzsachen.php

Autor: Jürgen Kraft