Der Mensch ist davon überzeugt, dass er dem vertrauen kann, was er mit eigenen Augen gesehen hat. Die visuelle Wahrnehmung ist jedoch ein komplexes Zusammenspiel aus Farben, Formen, Bewegungen, Dimensionalität und räumlicher Tiefe – und daher störanfällig.

Das beste Beispiel dafür sind optische Täuschungen. Sie betreffen nahezu alle Bereiche des Sehens, von Tiefen-, Farb- und geometrischen Illusionen bis hin zu scheinbaren Bewegungen, die dem Betrachter die Illusion vermitteln, Teile eines statischen Bildes würden rotieren, fließen oder flackern. Wie intensiv diese letzte Form der Täuschung sein kann, lässt sich auf einem weiteren Sonderpostwertzeichen der Serie „Optische Täuschungen“ beobachten.

Betrachtet man die vorliegende Briefmarke näher, so stellt man fest, dass der Effekt hauptsächlich dann auftritt, wenn die Augen über das Motiv wandern. Das Bild scheint vor allem an den Stellen zu flimmern, die gerade nicht fokussiert werden – das sogenannte „periphere Sehen“. Ausgelöst wird die Täuschung durch unterschiedlich starke Kontraste in sich wiederholenden, detailreichen Mustern mit verschiedenfarbigen Elementen, die nicht gleichmäßig schnell an das Gehirn weitergeleitet werden. Aus diesem Grund kommt es zu einer Falschverarbeitung der visuellen Informationen und somit zu einer Fehlinterpretation.

Als echter Klassiker der scheinbaren Bewegung gelten die „Rotierenden Schlangen“, die der japanische Psychologie-Professor Akiyoshi Kitaoka, der „Meister der optischen Täuschungen“, 2006 veröffentlichte. Das auf dem Sonderpostwertzeichen abgebildete Muster kann als Variante der preisgekrönten Täuschung von Kitaoka angesehen werden. Wie es zu optischen Täuschungen kommt, ist übrigens noch nicht vollständig erforscht. Unbekannt ist auch, warum die scheinbare Bewegung bei manchen Menschen nicht funktioniert. Gehören Sie dazu?

Erstausgabetag: 2. September 2021

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