Am 11. Juni 2019 erschienen mit einer Gesamtauflage von 150.000 Stück die ersten Crypto-Briefmarken der Österreichischen Post – jene Marken mit dem Einhorn-Kopf, die zwar auch physisch existieren, aber vor allem wegen ihrer digitalen Zwillinge gekauft werden. Jeder Marke ist nämlich eine digitale Entsprechung zugeordnet, die mittels QR-Code aufrufbar ist und in einer von fünf virtuellen, unterschiedlich häufigen Farben vorliegt.

Marken mit schwarzem Digitalzwilling sind am häufigsten mit einer Auflage von 78.500 Stück , gefolgt von Marken mit grünem, blauem, gelbem und rotem Zwilling mit 40.000, 20.000, 10.000 und 1500 Stück. Die Post verkaufte diese ersten Crypto-Marken zum Nominalpreis von je 6,90 Euro, doch wurden die Marken schon bald zu weit höheren Preisen gehandelt. Besonders Sammler der jüngeren Generation waren bereit, für die CryptoMarken mehr als 1000 Euro zu bezahlen.

Am 1. Juli 2022 gab die Österreichische Post erneut Marken mit Bezug zur digitalen Welt heraus – diesmal mit dem Bild des Götterboten Merkur im grafischen Stil klassischer Superhelden-Comics. Doch diesmal sind die digitalen Sammelfreuden nicht mehr kostengünstig zu haben wie noch 2019: Zum Nominalwert erhältlich ist nur der physische Block mit vier Merkur-Werten zu 2 x 85 und 2 x 100 Cent – die allerdings auch keine digitalen Zwillinge besitzen. Die digitalen Abbilder der Marken existieren nur von den Papierschwestern getrennt als eigenes Produkt ohne Nominalangabe und liegen in acht verschiedenen, unterschiedlich häufigen Farben vor. Je vier digitale Abbilder in vier zufällig ausgewählten Farben sind in sogenannten „Mystery Boxes“ erhältlich – digitale Sammelbildtüten, deren Inhalt der Käufer nicht kennt, und von denen eine limitierte Gesamtauflage von 2500 Stück kreiert wurde. Jede dieser digitalen Boxen kostet stattliche 500 Euro. Die Farben, in denen die digitalen Abbilder vorkommen sind verschieden häufig; je seltener eine Farbe, desto höher der Sammelwert. Aber ist das für Philatelisten überhaupt von Interesse? Die digitalen Abbilder der Postwertzeichen sind selbst ja keine.

Da müsste es eigentlich genügen, den physischen Markenblock zu kaufen und auf die digitalen Abbilder einfach zu verzichten. Eigentlich ja, wenn nicht eine kleine Fußangel im Angebot der Österreichischen Post zu finden wäre: Jeder Käufer einer digitalen Mystery Box erhält außerdem eine limitierte Sammlerkarte, die eine exklusive, frankaturgültige Sondermarke zu 990 Cent Nominalwert enthält. Da hat der Gott des Handels und ausgewiesene Schalk Merkur wieder einmal zugeschlagen…

Die Mystery Boxes sind auf dem NFT-Marktplatz tokapi.com erhältlich, die physischen Marken im Block auf onlineshop.post.at.