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MIR 8 2017 Seite 14-5(mi) Nach dem Vorbild italienischer Renaissance-Akademien gründeten fünf anhaltinische und sachsen-weimarische Fürsten und drei ihrer Hofleute 1617 mit der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ in Weimar die erste und mit 890 Mitgliedern größte deutsche Sprachakademie. Als ein Zentrum des literarischen Lebens förderte die Fruchtbringende Gesellschaft die Emanzipation des Deutschen als Literatursprache und regte zur Gründung gelehrter Akademien an. Zudem ebnete der Palmenorden, wie die Gesellschaft auch genannt wurde, durch seine prinzipielle ständische Offenheit der bürgerlichen Literatur den Weg.

 

Der Mitgründer Fürst Ludwig von Anhalt- Köthen, erstes Oberhaupt der Gesellschaft von 1617 bis 1650, berief sich ausdrücklich darauf, dass kein Gedanke an eine Sprache gebunden und dass alles in jeder Volkssprache auszudrücken sei, wenn diese nur kultiviert werde. Das Streben nach einer nationalen Sprache sowie der Vereinheitlichung in Orthografie und Grammatik schlug sich direkt in der Barockliteratur und -poesie nieder. Doch wurde der insgesamt verdienstvollen Tätigkeit der Gesellschaft gelegentlich auch allzu großer Eifer und Purismus vorgeworfen. So schlug der Dichter und Schriftsteller Philipp von Zesen vor, das aus dem Lateinischen stammende Lehnwort „Fenster“ durch „Tagleuchter“ zu ersetzen, das Wort „Fieber“ durch „Zittersucht“ und das Wort „Nase“ durch „Gesichtserker“, womit er allerdings auf Ablehnung nicht nur bei seinen Zeitgenossen stieß.

 

Das Motiv ist von Prof. Annette Le Fort und Prof André Heers aus Berlin entworfen worden. Erstausgabetag: 10. August 2017.

 

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