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Sehr geehrte MICHEL-Redaktion,

in der Zeit von der Wiederzulassung des zivilen Postverkehrs in der Französischen Zone im September 1945 bis zum Zusammenschluss der Postverwaltungen der Westzonen am 3.10.1949 liegt eine Zeit von vier Jahren. In diesen vier Jahren wurden an den Postschaltern der Französischen Zone Ganzsachen verkauft, die im MICHEL-Ganzsachenkatalog in 6 unterschiedliche Gruppen eingeteilt werden: Notausgaben, Aufbrauchsausgaben, Behelfsausgaben, Dauerausgaben, Luftpostfaltbriefe und Sonderwertstempel (Postkarten). Bei den beiden letztgenannten Gruppen handelt es sich um Ausgaben der Postverwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes (Bizone), die schon vor der allgemeinen Gültigkeit der Postwertzeichen der Bizone bzw. der Bundesrepublik in der Französischen Zone verkauft und postgültig wurden.

Der Ganzsachensammler der Französischen Zone findet die Ganzsachen seines Sammelgebietes auf folgenden Seiten im MICHEL-Ganzsachen Deutschland 2018:

Notausgaben: Seite 361-364, Aufbrauchsausgaben: Seite 380–387, Behelfsausgaben: Seite 418–419, Dauerausgaben: Seite 473, Luftpostfaltbriefe: Seite 476, Sonderwertstempel: Seite 604. Es handelt sich um einen Zeitraum von vier Jahren!

Auch ohne die beiden letzten Gruppen werden die Ganzsachenausgaben der Französischen Zone in ein unübersichtliches Schubladensystem verteilt, das sich wenig an den Bedürfnissen der betroffenen Sammler, Händler und Auktionatoren orientiert. Die Ganzsachenausgaben der vier Besatzungszonen werden in eine – im Einzelfall nicht einmal sachgerechte – Zwangsjacke gesteckt. In dieser Form spricht der Ganzsachenkatalog vielleicht den Ganzsachen-Generalsammler, nicht aber den spezialisierten Sammler eines Gebietes und auch nicht den Postgeschichtler an.

Der Einstieg über die Notausgaben in die Ganzsachenausgaben der Französischen Zone ist ungeschickt, da vielen lokalen Notganzsachen der Französischen Zone als Urkarte eine Aufbrauchsganzsache zugrundeliegt. Eine Gliederung der Ganzsachen der Französischen Zone in der Reihenfolge Aufbrauchsausgaben, Behelfsausgaben, Notausgaben, Dauerausgaben würde das Gebiet der Französischen Zone klar und kundenfreundlich strukturieren. Die Verwendungen der Luftpostfaltbriefe und die Sonderwertstempel (Postkarten zum 1. Deutschen Bundestag) in der Französischen Zone könnte man zusätzlich auch noch zum Schluss bei der Französischen Zone mit aufnehmen (Platzbedarf maximal eine Seite). Die entsprechenden Querverweise bei den Luftpostfaltbriefen der Bizone und den Sonderwertstempeln der Bundesrepublik sollten dann beibehalten werden.

Zugegebenermaßen ist es sehr schwierig, eine geeignete und jedem Sammelgebiet gerechtwerdende Struktur für die Ganzsachenausgaben der vier Besatzungszonen zu finden. Orientiert man sich aber an der Struktur im MICHEL-Deutschland-Spezial, so könnte man der Zerfaserung der Teilgebiete entgegenwirken und den Ganzsachenkatalog Deutschland auf eine Linie mit den anderen Produkten des Schwaneberger Verlags bringen.

Die Gemeinschaftsausgaben des Alliierten Kontrollrates waren in der Amerikanischen Zone, in der Britischen Zone, in der Sowjetischen Zone und in Berlin gültig. Auch finden sich Urkarten dieser Gemeinschaftsausgaben des Alliierten Kontrollrates als Behelfs- oder Notganzsachen. Deshalb sollten die Gemeinschaftsausgaben des Alliierten Kontrollrates den Ganzsachenausgaben der Amerikanischen Zone, der Britischen Zone und der Sowjetischen Zone vorangestellt werden. Daran anschließen könnten sich alle Aufbrauchsausgaben, Behelfsausgaben, Notausgaben, Dauerausgaben der Amerikanischen Zone, danach alle Aufbrauchsausgaben, Behelfsausgaben, Notausgaben, Dauerausgaben der Britischen Zone und danach alle Aufbrauchsausgaben, Behelfsausgaben, Notausgaben, Dauerausgaben der Sowjetischen Zone (inklusive Berlin und Brandenburg in Anlehnung an den MICHEL-Deutschland-Spezial).

Würde man im Anschluss daran die Ganzsachenausgaben der DDR, die Ganzsachenausgaben von Berlin und die Ganzsachenausgaben des Saarlandes setzen und danach die komplette Französische Zone vor der Bizone und der Bundesrepublik, hätte man die gleiche Struktur wie beim MICHEL-Deutschland-Spezial. Damit wäre wirklich allen geholfen.

Wolfgang Straub, BPP


Sehr geehrter Herr Straub,

herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar zur Struktur des MICHEL-Ganzsachen-Deutschland 2018 mit Vorschlägen für eine mögliche Strukturreform. Gerne werden wir Ihre Überlegungen veröffentlichen und zur Diskussion stellen. Wir freuen uns über Rückmeldungen und Meinungsbilder aus der Ganzsachen-Sammlerschaft!

Mit freundlichen Grüßen
MICHEL

Alle interessanten Leseranfragen und -Hinweise lesen Sie auch in der monatlich erscheinenden MICHEL-Rundschau.