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Einsam erhebt er sich hinter dem sicheren Emsdeich in den weiten ostfriesischen Himmel und gehört doch zu den architektonischen Publikumsmagneten an der deutschen Nordseeküste: der Leuchtturm Campen, Vorposten auf dem Weg in den Emder Hafen.

Als kleiner Bruder des Eiffelturms bezeichnet, ähnelt die dreibeinige Stahlkonstruktion dem berühmten Pariser Wahrzeichen nicht nur, sie wurde auch im selben Jahr, nämlich 1889, erbaut. Mit einer Tragweite von 30 Seemeilen – das sind etwa 55 Kilometer – gilt der rotweiß gestrichene Stahlfachwerkturm mit dem grünen Dach als stärkstes deutsches Leuchtfeuer. Doch nicht nur das: Seine stolze Höhe von 65,3 Metern bringt ihm außerdem Platz 1 unter den höchsten Leuchttürmen Deutschlands ein.

Aufgrund zahlreicher Krümmungen des Fahrwassers gestaltete sich die Einfahrt in den Emder Hafen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vor allem für große Schiffe als Herausforderung. Schon am Tag war die Navigation an der Insel Borkum vorbei durch das Randzelgat bis zur Emsmündung nicht einfach, bei Nacht gar unmöglich. Gleich mehrere Leuchttürme sollten Abhilfe schaffen: 1883 entwickelten preußische und niederländische Seezeichenexperten ein ausgeklügeltes Leuchtfeuersystem, um den Weg in die Seehandelsstadt sicherer zu machen. Zwischen 1888 und 1890 entstanden fünf Leitfeuer, denen jeweils ein festgelegter Abschnitt zwischen Nordsee und Emden zugewiesen war. Am 1. Oktober 1891 gingen alle gemeinsam offiziell in Betrieb.

Als Lichtquelle im Leuchtturm Campen dienten zunächst elektrisch betriebene Kohlebogenlampen – damals eine Sensation. In Ostfriesland gab es sonst noch keinen elektrischen Strom. Ab 1906 wurde er von zwei MAN-Dieselmotoren erzeugt, von denen einer noch heute funktionstüchtig an seinem ursprünglichen Platz steht, was ihn einzigartig macht. Seit den 1970er Jahren wird der Turm automatisch betrieben. Als Tagesmarke und nächtliches Leitfeuer ist er dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Emden unterstellt und wird von dort ferngesteuert und überwacht.

Das Motiv ist von Susanne Wustmann und Professor Dieter Ziegenfeuter entworfen worden. Erstausgabetag: 6. Juni 2019.

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