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(tb) Die Deutsche Post will die Laufzeitvorgaben für die Briefpost lockern. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete, fordert sie von der Politik eine entsprechende Änderung des Postgesetzes.

Einen neuen Grenzwert – bislang müssen 80 Prozent der Sendungen am Tag nach der Einlieferung den Empfänger erreichen, 95 Prozent binnen zweier Tage – nannte sie aber auch auf Nachfragen nicht.

Die gesetzliche Vorgabe gilt allerdings nur für Sendungen von Privatleuten und kleinen Geschäftsbetrieben, die maximal 50 Sendungen am Tag einliefern. Nach Messungen eines vom TÜV zertifizierten Institutes, das im Auftrag der Bundesnetzagentur arbeitet, übertrifft die Post die Vorgaben derzeit mit 93 Prozent nach einem Tag zugestellten Sendungen deutlich.

Privatrechtlicher Natur ist das Versprechen der Deutschen Post an Großkunden, dass 90 Prozent der von diesen eingelieferten Sendungen am Folgetag zugestellt werden. Nach Informationen der FAZ finden bei der Deutschen Post Gedankenspiele unter anderem zur Trennung zwischen A- und B-Post statt, ohne aber konkrete Planungen zu haben. Preisreduzierte, langsamere B-Post-Sendungen gibt es in anderen Ländern, beispielsweise in der Schweiz und in den skandinavischen Staaten.

Schon länger bekannt ist, dass der Konzern die Zahl der Zustelltage von sechs auf fünf reduzieren möchte. Die Umsetzung bereitet allerdings Probleme, denn Unternehmen wünschen eine Zustellung von Montag bis Freitag, während Privathaushalte statt des Montags eher den Sonnabend bevorzugen würden. Auch erscheinen an allen Werktagen Zeitungen und Zeitschriften, welche die Deutsche Post den Abonnenten zustellt. Des Weiteren möchte die Deutsche Post das Angebot in einem Teil der Postfilialen verringern, beispielsweise in kleinen Filialen keine Auslandseinschreiben, Wert- und Eilsendungen mehr anbieten, wie Tobias Meyer der FAZ sagte. Der für Brief und Paket Deutschland zuständige Post-Vorstand sprach von „6000 bis 8000 Vollsortimentsfilialen …, in denen alle postalischen Leistungen angeboten werden.“

Im Gegenzug plant er eine Ausweitung der technischen Lösungen. So sollen weiterentwickelte Packstationen künftig auch Briefmarken verkaufen können. Auch denkt Meyer daran, den „Haustürservice zum Beispiel für Paketmarken, Retouren und Briefmarkenverkauf“ auszubauen. Wie alle Kurier-, Express- und Postdienste in Deutschland kämpft auch die Deutsche Post mit steigenden Personalkosten, da die Arbeitslosigkeit stark gesunken und geeignetes Personal immer schwerer zu finden ist. Infrage sollte man aber stellen, ob es zum Ziel führt, Alleinstellungsmerkmale wie die hohe Zustellqualität und das umfangreiche Angebot der Filialen zu beschneiden. Recht merkwürdig mutet zudem eine weitere Argumentation der Deutschen Post an. Gegenüber die F.A.Z. begründete sie die Forderung nach gelockerten Laufzeitvorgaben auch mit dem Klimaschutz, da sie dann die letzten Nachtpostflüge einstellen könne.