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In der April-Ausgabe der MICHEL-Rundschau haben wir Ihnen gezeigt, wie verschieden die Angestellten der Deutschen Post AG Hand anlegen, wenn kein Stempelgerät zur Verfügung steht. Mal expressiv-fahrig, mal geradlinig-sachlich – Federzugentwertungen sind ein interessanter Aspekt der modernen Postgeschichte, wenngleich sie sicher nicht den finanziellen Sammelwert eines echtgelaufenen Briefes anheben.

Anders sieht es allerdings aus, wenn wir ins Jahr 1884 gehen, einen waagerechten Dreierstreifen der MICHEL-Nummer 37 c des Deutschen Reiches nehmen und diesen unter Aufbietung unserer Sonntagsschrift mit Angabe von Postamt „Berlin W 38“ und Datum „20. August 84“ federzugentwerten.

Für die Innendienstmarke MiNr. 37 gab es seinerzeit konkrete Vorgaben: Bis 17. November 1884 musste sie handschriftlich, ab 18. November dann mittels Poststempel entwertet werden. Unsere Federzugentwertung vom 20. August stellt damit den Normalfall dar, und wir haben regelkonform gehandelt. Eine entsprechende Einzelmarke der billigsten Sorte ist im MICHEL-Deutschland-Spezial mit 50 Euro gelistet, ein Dreierstreifen mit 200 Euro.

Doch wir haben ja für unseren Federzug keinen üblichen Dreierstreifen, sondern einen in der c-Farbe verwendet. Die Marken dieser Farbtönung wurden fast im gesamten Reichspostgebiet erst nach dem 18. November verausgabt – den Stichtag für den Entwertungswechsel zum Stempelgerät. Federzugentwertungen der c-Farbe bis 17. November sind daher selten und im Spezial schon auf Einzelmarke mit 500 Euro bewertet.

Das Ganze auf einem Dreierstreifen beschert uns im Jahre 2020 eine ausgesprochene Rarität. Und mit seinem liebenswerten Kopfsteher gefällt dieses wertvolle Stück Handarbeit gleich nochmal so gut.

Alle Artikel der Rubrik "Entdeckt bei MICHEL" lesen Sie in der MICHEL-Rundschau, dem monatlichen Fachmagazin für Briefmarkensammler.