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Zum große Thema Plattenfehler erreichen MICHEL fast täglich viele Anfragen, gerade in der deutschen Philatelie entdecken engagierte Sammler immer wieder Besonderheiten, deren Einordnung schwierig ist.

Wann wird eine Abweichung im Markenbild als Plattenfehler anerkannt und wann wird sie auch im MICHEL als Plattenfehler gelistet? Bevor dies geschieht, muss viel philatelistische Arbeit geleistet werden! Denn ohne Statusbestätigung der ausführenden Druckereien ist eine neu entdeckte Abweichung erst einmal ein Forschungsobjekt – ein Fragezeichen, das die MICHEL-Redaktion und ihre externen Experten herausfordert, tätig zu werden.

Bekanntlich geht nicht jede Veränderung des Druckbildes auf eine beschädigte Druckform zurück. Farbe spritzt unkontrolliert, Partikel setzen sich fest und erzeugen Punkte, Farbtupfer oder Flecken auf einer Marke, prägen u. U. auch mehrere Bogen, verändern ihre Position, „wandern“ also ein wenig, verlagern ihre Spuren auf andere Stellen des Markenbildes und verschwinden nach einiger Zeit oder beim nächsten Reinigungsdurchgang wieder.

Eine echte Plattenbeschädigung hingegen ist ortskonstant, besteht meist über größere Teilauflagen hinweg und verändert ihr Erscheinungsbild nur, wenn sich die Druckform an der beschädigten Stelle abnutzungsbedingt weiter verändert; beispielsweise im Buchdruck weiter ausbricht.

 


Hieraus lassen sich wichtige Kriterien für die Plattenfehlerforschung ableiten, deren Aufgabe es ist, die Ortskonstanz, die Quantität und die relative Unveränderlichkeit einer Abweichung festzustellen, um ihren Status als Plattenfehler möglichst stichhaltig nachzuweisen und zu begründen.

Ortskonstanz

Bekannt sein sollte das Bogenfeld, die Abweichung sollte also als bezeichnendes Rand- oder Eckrandstück, im Kleinbogen, Folienblatt oder Markenheftchen vorliegen, bei Rollenmarken in Streifen mit rückseitiger Zählnummer. Außerdem sollten möglichst viele Vergleichsstücke beweisen, dass die Abweichung nicht wandert. Bei Rollenmarken aus Großrollen ist das Vorliegen auf Einheiten mit niedrigen sowie hohen Zählnummern besonders aussagekräftig, denn das belegt, dass größere Markenmengen betroffen sind – hier hat also kaum ein Butzen gesessen, der zügig wieder abfiel. Dabei spielt auch der Rhythmus des Auftretens eine wichtige Rolle. Dieser muss bestimmten Kriterien folgen, die vom Aufbau der Druckformen abhängen, und muss auf jeden Fall regelmäßig sein. Sonst war hier sicher ein Butzen auf Wanderung! Dies leitet direkt über zur Mengenerfassung.

Mengenerfassung

Die Quantität ist ein wichtiges Kriterium, wie wir oben gesehen haben. Liegen – wie bei Bogenmarken – keine Zählnummern vor, sollte erst recht eine gewisse Anzahl an Fundstücken nachgewiesen sein; am besten durch Sammler aus verschiedenen Ecken Deutschlands. Die landesweite Verteilung belegt nämlich, dass wohl eine größere Teilauflage betroffen gewesen sein muss, denn dann lag der Fehler in diversen Verpackungen an diversen Bezugsstellen vor. Dies lässt sich übrigens auch durch Abstempelungen aus diversen Orten oder Briefzentren belegen. Überhaupt wäre es ideal, wenn ein potentieller Plattenfehler in verschiedenen Erhaltungen vorliegt: postfrisch, gestempelt, auf Brief.

Formkonstanz

Die Mengenerfassung ist auch das Mittel, um die Unveränderlichkeit einer Abweichung, ihre Formkonstanz, zu belegen, denn je mehr exakt gleichaussehende Exemplare gefunden werden, desto wahrscheinlicher liegt ihnen ein Plattenfehler zugrunde. Bei sich verstärkenden Ausbrüchen wäre natürlich ein „Verlaufsbild“ ideal in Gestalt mehrerer Marken, die das Fortschreiten der Beschädigung belegen wie bei einem Daumenkino.

Der Expertenblick

Natürlich können wohl kaum alle oben genannten Kriterien für ein Forschungsobjekt erfüllt werden. Deshalb arbeitet MICHEL mit spezialisierten Sammlern und Druckexperten zusammen, die ihren ganz eigenen Blick auf eine Abweichung haben und ihr Detailwissen mit uns teilen! Ohne Druckfachleute und engagierte Sammler, die ihre Bestände durchforsten und laufend auf der Suche sind nach neuem Belegmaterial, die sich austauschen und bereit sind, ihr Wissen weiterzugeben, wäre die Plattenfehlerforschung unmöglich.

 


Fünf Forschungsobjekte

Im Folgenden stellen wir die ersten fünf Forschungsobjekte des MICHEL-Forschungsprojektes „Plattenfehler“ vor und laden Sie als Sammler herzlich ein, sich zu beteiligen und mit uns forschend tätig zu werden! Durchforsten Sie Ihre Sammlungen und Dublettenalben, schreiben Sie uns alles, was sie über die fünf Plattenfehlerkandidaten herausfinden können:

Wie oft liegen die jeweiligen Fehler Ihnen und Ihren Sammlerkollegen vor?

Sind es Markeneinheiten, die eine Feldbestimmung zulassen, z.B. Eckrandstücke?

Haben Sie im Umfeld des Fehlers Abweichungen gefunden, die ähnlich aussehen, so, als wäre der Fehler gewandert?

Ist in kompletten Rollen ein regelmäßiges Auftauchen des Fehlers nachweisbar?

In welchen Abständen tritt der Fehler auf?

Gerne können Sie uns auch Informationen zu anderen, von Ihnen selbst entdeckten Abweichungen schicken. Hierbei wäre es natürlich besonders hilfreich, wenn Sie uns bereits einige Hintergrundinformationen zu Menge, Orts- oder Formkonstanz geben könnten. Wenn Ihnen eine Druckereibestätigung vorliegt, bitte natürlich auch diese schicken!

Bitte haben Sie aber Verständnis, dass nicht alle gemeldeten Abweichungen auch tatsächlich für unsere Forschung berücksichtigt werden können, da die MICHEL-Redaktion auch bestimmte Anforderungen an die Größe einer Abweichung stellt. Diese sollte ohne optische Hilfsmittel deutlich erkennbar sein – denn stellt sie sich im Zuge der Forschung als Plattenfehler heraus, wird sie im MICHEL gelistet. Und dieser präsentiert nur die auffälligeren Fehler. Sonst würde er bald aus allen Nähten platzen – und das wollen wir doch alle nicht.

 

Forschungsobjekt 1 (eingangs abgebildet)

Beschreibung: BRD MiNr. 448 – Stuhllehne über der Sitzfläche mit rundlicher Kerbe
Feld: unbekannt Herkunft (aus Bogen, Kleinbogen, Folienblatt, Markenheftchen, Rolle/Rollengröße?): 50er-Bogen
Menge und Erhaltung: 1, auf Postkarte, Stempel „Hohenhausen“ mit Datum 23.12.64

Forschungsobjekt 2

Beschreibung: BRD MiNr. 448
Stuhllehne neben der Sitzfläche mit länglicher waagerechter Kerbe
Feld: unbekannt Herkunft: 50er-Bogen
Menge und Erhaltung: 1, lose gestempelt, Stempel „Westerland“? Datum?

 

Forschungsobjekt 3

Beschreibung: BRD MiNr. 3341
Schwarzer Punkt rechts des „ND“ von „DEUTSCHLAND“
Feld: 4 Herkunft: Kleinbogen
Menge und Erhaltung: 5, postfrisch

Forschungsobjekt 4

Beschreibung: BRD MiNr. 3412
Blauer Punkt unter dem Querstrich der „7“
Feld: 9 Herkunft: Kleinbogen
Menge und Erhaltung: 5, postfrisch

 

 

Forschungsobjekt 5

Beschreibung: BRD MiNr. 3555
Dickes schwarzes Komma mittig zwischen dem zweiten „d“ von „Deutschland“ und der Turmspitze
Feld: oberste Marke im Rollenfünferstreifen, unterste Marke mit Zählnummer 75
Herkunft: 100er-Rolle
Menge und Erhaltung: 1, postfrisch

 


Bereit für ein kleines philatelistisches Abenteuer? Begeben Sie sich auf Schatzsuche in Ihren Beständen und schicken Sie Ihre Entdeckungen an: Schwaneberger Verlag GmbH, MICHEL-Redaktion, zu Händen Frau M. Baumann, Industriestraße 1, 82110 Germering oder – noch besser – via E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Bitte schicken Sie Markenabbildungen und Scans der gesamten Marke bzw. Markeneinheit, ohne Hinweispfeile, 600 dpi. Liegt Ihnen eine Abweichung mehrfach vor, bitte möglichst viele Exemplare mit Bild belegen!

Zum Start unserer Reihe „Für die Forschung“ verlosen wir unter allen Teilnehmern das 174 Seiten starke MICHEL-Nachschlagewerk „Plattenfehler Bund/Berlin“ mit ca. 1600 Abbildungen und rund 8000 Preisbewertungen.

Wir freuen uns auf Ihre Funde!