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Gebiets- und länderübergreifendes Sammeln kann sehr bildend sein – es schärft unseren philatelistischen Blick für die Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten der einzelnen Sammelgebiete. Und manchmal bietet es sich förmlich an.

So interessieren sich viele Sammler des Saargebietes auch für die Ausgaben des Saarlandes und der OPD Saarbrücken. Ein Sammler der klassischen französischen Freimarkenserien kann seiner Sammlung einen neuen Aspekt hinzufügen, wenn er sich um die Ausgaben während der deutschen Besetzung bemüht. Das ist, zugegeben, eine etwas kostspielige Erweiterung.

Französische Markenpärchen mit dem Aufdruck „Besetztes Gebiet Nordfrankreich“ beginnen im dreistelligen und enden im fünfstelligen Preisbereich. Doch wir lernen viel über eine Zeit, deren Fehler wir nicht wiederholen dürfen.

Bei der Bearbeitung des MICHEL-Deutschland-Spezial ist ein Fall aufgetaucht, bei dem sich zwei Gebiete auf engste Weise verzahnen: die private „Lokalausgabe“ Roßweins von Ende Januar 1946 und die Ziffernausgaben der SBZ aus dem Jahr 1945. Studieren wir die Abartenkatalogisierungen der SBZ-Ziffern MiNr. 116 bis 119, so begegnen uns die teilweise undurchstochen gebliebenen senkrechten Pärchen MiNr. 119 C X UMwl und UMwr. Eine Fußnote teilt uns mit, die Pärchen würden aus dem Sammelgebiet Deutsche Lokal- und Privatausgaben / Roßwein stammen.

Sie sind aber doch im Gebiet SBZ gelistet – was hat es damit auf sich?

Zunächst ein kleiner Ausblick: Die Marken SBZ MiNr. 116-119 wurden von amtlicher Seite ohne Zähnung ausgegeben und mussten mit der Schere vereinzelt werden. Um sich diese Arbeit zu sparen, wurden auf etlichen Postämtern Postmeistertrennungen vorgenommen – so zähnten oder durchstachen die Postämter Mügeln, Roßwein, Gaschwitz, Holzhausen und Kriebitzsch ihre Marken eigenhändig. Dass es im stressigen Postalltag da zu Ungenauigkeiten kam, ist gut nachvollziehbar, und es kommen zahlreiche, teilweise ungezähnt gebliebene Exemplare vor.

Was verbindet nun gerade die undurchstochenen Pärchen 119 C X mit Roßwein? Das Ganze wird klarer, wenn man eine größere Einheit dieser Abarten betrachtet. Bekannt ist ein Achterblock mit zwei auf vier Marken vom rechten Eck-Unterrand in Trennung C, der im unteren Teil die gelisteten zwei Abarten beinhaltet. Dort hängen die zwei senkrechten Paare zusammen, bilden also einen mittig völlig undurchstochenen Viererblock. Die oberen vier Marken aber tragen einen Aufdruck mit Inschrift „48 Pfg / 1376 / 1946 / Rosswein“ und Darstellung einer Weinrebe über einem Pferd. Das ist der nichtamtliche Aufdruck von Roßwein zum 570-jährigen Bestehen der Stadt!

Vor uns liegt die MiNr. 1 F von Roßwein, der (im Inneren nicht durchstochene) Fehldruck „Achterblock mit und ohne Aufdruck“! Die SBZ-Abarten-Paare stammen laut BPP aus dem unteren Teil dieser Abart F. Den bei SBZ gelisteten, einzelnen Markenpaaren sieht man das freilich nicht mehr an, wenn man sie jenseits des Block-Zusammenhangs betrachtet. Und so haben wir hier eine Besonderheit, die gleichzeitig zwei verschiedenen Sammelgebieten zugehört.

Abbildung: Eck-Unterrand-Achterblock mit Reihenzahlen 9 und 10 und Roßwein-Aufdruck in der oberen Hälfte, der je vier SBZ-Marken zu 12 Pf zu einer 48-Pf-Einheit zusammengefasst.