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In den Briefordnereien deutscher Verteilerzentren stehen Maschinen, die sich „AM“ nennen. Die „AM“ – die „Aufstell- und Stempelmaschine“ – ist eine der ersten Stationen, die ein Brief auf seinem Weg durch das vollautomatisierte Briefzentrum durchläuft. Sie erkennt die Freimachung der nach Format sortierten Briefe, richtet sie einheitlich aus und sorgt für die sachgemäße Entwertung jeder Marke mit dem Tagesstempel.

Im Zuge der Portoerkennung nimmt die AM auch eine Echtheitskontrolle vor. Besteht die Frankatur diese Kontrolle nicht, schlägt die Maschine Alarm, und die mit falschen Marken freigemachte Sendung wird aussortiert. Die AM hilft also, Postbetrug zu vermeiden. Theoretisch.

Doch vor einiger Zeit legte Walter H. uns zwei lose gestempelte Marken vor, die die Theorie reichlich grau aussehen lassen. Auf den ersten Blick haben wir zwei Exemplare der BRD MiNr. 2407 „Wattenmeer“ vor uns, entwertet mit Rundstempel des Briefzentrums und dem Panda-Werbeeinsatz des WWF. Die AM war also mit beiden Marken gleichermaßen zufrieden.

Und doch ist eine von beiden falsch. Vergleicht man die Marken, muss man erstmal ein Kompliment für Papierhaptik und Rasterpunkte aussprechen – vorausgesetzt, man ist grundsätzlich bereit, einem Markenfälscher Komplimente zu machen. Diese beiden Punkte sind wirklich gut getroffen. Nicht so gut sieht es mit Zähnung und Markenfarbe aus. Die linke Marke ist weit gezähnt L 11, die Sanddünen gehen ins Ockerbeige. Die rechte Marke weist eine engere Zähnung K 13 ¼ auf und wirkt eher rötlichbeige. Konsultiert man den MICHEL, erfährt man, dass die linke Marke die Fälschung ist.

Kann eine Maschine Zähnung und Markenfarbe überhaupt so genau analysieren wie ein menschliches Auge? Eigentlich muss sie das gar nicht. Sie liest die Fluoreszenz und kann Fälschungen an abnormen Leuchtreaktionen erkennen. Genaueres wird nicht verraten, doch eines steht fest: Sollte die Farbe der Fluoreszenz eine Rolle im Erkennungsprozess spielen, war die AM in unserem Fall auf beiden Augen blind.