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Im Februar 1996 traten Garri Kasparow, der damalige Schachweltmeister, und Deep Blue, der vom US-amerikanischen IT-Unternehmen IBM entwickelte Superschachrechner, im Spiel der Könige gegeneinander an.

Das mediale Interesse an dieser intellektuellen Variante des Duells „Mensch gegen Maschine“, in dem sich menschliche Intuition und maschinelle Rechenkraft miteinander maßen, war gewaltig. Und es geschah, was viele Experten nicht vor der Jahrtausendwende für möglich gehalten hatten: Ein Computer besiegte zum ersten Mal einen amtierenden Weltmeister. Die berühmte 1. Partie dieses Spiels, die am 10. Februar 1996 in Philadelphia ausgetragen wurde, gilt als Meilenstein in der Computer- und Softwareentwicklung.

Nach dem Wettstreit stattete IBM den Supercomputer mit noch leistungsstärkerer Hardware und verbesserter Programmierung aus und ließ ihn im Mai 1997 erneut gegen Garri Kasparow antreten, dieses Mal in New York. Deep Blue entschied das Revanche-Match mit 3½ zu 2½ für sich. Nach der siegreichen Partie im Jahr zuvor hatte der Schachcomputer nun ein ganzes, unter Wettkampfbedingungen ausgetragenes Match gegen den amtierenden Weltmeister gewonnen. Garri Kasparow erhob Manipulationsvorwürfe gegen das IBM-Team und forderte ein Rematch, das der Konzern jedoch ablehnte. Deep Blue wurde in seine Komponenten zerlegt. 20 Jahre später zog Garri Kasparow, der sich 2005 aus dem professionellen Schachsport verabschiedet hatte, seine Anschuldigungen zurück.

Dass zum ersten Mal maschinelle Rechenkraft über menschliche Intuition gesiegt hatte, wurde weit über die Computerfachwelt hinaus als Zeitenwende interpretiert. Seitdem ist die Hard- und Softwareentwicklung so rasch fortgeschritten, dass heutzutage fast alle Spieler chancenlos sind, selbst gegen die gängigsten PC-Schachprogramme, und dass sogar die auf vielen Smartphones installierten Programme die meisten ihrer menschlichen Gegner mühelos schlagen.

Erstausgabetag:1. März 2021

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