Drucken

Als Inbegriff des visionären spätmittelalterlichen Kaufherrn mit sagenhaftem Vermögen und großem politischem Einfluss gilt Jakob Fugger „der Reiche“ (1459–1525), der einen entscheidenden Anteil daran hatte, dass das Unternehmen der Familie Fugger zu einem der führenden Handelshäuser Europas wurde.

Der erfolgreichste Bankier seiner Zeit machte sich aber auch als Stifter einen Namen. Die bekannteste aller neun bestehenden Fuggerschen Stiftungen ist die Fuggerei in Augsburg.

Am 23. August 1521 rechtskräftig geworden, ermöglicht sie noch heute bedürftigen Mitbürgern ein Leben in Würde – und ist damit die älteste Sozialsiedlung der Welt.

1523 wohnten bereits ganze Familien – zumeist Tagelöhner und Handwerker – in 52 zweigeschossigen Reihenhäusern mit je zwei großzügigen Wohnungen und standardisierten Grundrissen. Schon damals war das Areal nahe der Innenstadt durch eine Mauer von der Umgebung abgegrenzt. Mit ihrer geradlinigen Anordnung von Häusern, Wegen und Plätzen war die Infrastruktur der Fuggerei ihrer Zeit weit voraus und erweckt noch heute mit der 1581/82 errichteten St.-Markus-Kirche, den drei Eingangstoren sowie einem eigenen Verwaltungsgebäude den Eindruck einer Stadt in der Stadt.

Seit nunmehr 500 Jahren kommt die Wohnsiedlung, die inzwischen auf 67 Häuser angewachsen ist, ihrem Stiftungszweck nach und beherbergt mittellose Augsburger. Zahlten sie dafür einst einen Rheinischen Gulden, sind es heute 88 Cent Jahreskaltmiete zuzüglich der Nebenkosten. Wer hier leben will, muss allerdings einige Bedingungen erfüllen und sich an feste Regeln halten, von denen manche von Beginn an galten. Aufgenommen werden zum Beispiel ausschließlich katholische Bürger. Zu den Pflichten gehören drei tägliche Gebete für die Stifterfamilie sowie der Einsatz für das Gemeinwohl. So bietet die Fuggerei, die sich seit jeher selbst finanziert hat, bis heute Bedürftigen ein Zuhause, eine Tätigkeit und damit eine Zukunft – und zwar bis ans Ende der Welt, geht es nach dem Willen Jakob Fuggers.

Erstausgabetag: 5. August 2021

Neuheitenmeldungen weltweit finden Sie in der MICHEL-Rundschau, der monatlichen Fachzeitschrift für Briefmarkensammler.