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Die ersten Briefmarken des altdeutschen Sammelgebietes Schleswig-Holstein und Lauenburg wurden am 15. November des Jahres 1850 herausgegeben. Damit war Schleswig-Holstein nach Bayern, Sachsen und Preußen das vierte altdeutsche Gebiet, das Briefmarken zur Begleichung von Postgebühren verwendete.

In der Anfangszeit der Briefmarke gab es zwar bereits ein Bewusstsein dafür, dass die neuen Quittungszettel für bezahltes Porto zum Schaden der Post gefälscht werden könnten, andererseits hatte man sich noch nicht einmal auf deren Benennung geeinigt. So beschloss die Statthalterschaft der Herzogtümer Schleswig und Holstein in Kiel betreffend „die Einführung von Frankierungsmarken, die Behandlung der unbestellbaren Briefe und die Regelung der Portofreiheiten" in Übereinstimmung mit dem Beschluss der Landesversammlung vom 26. März 1850 das Folgende:

„Das Departement der Finanzen wird ermächtigt, die Anfertigung von Marken oder Postschillingen zu veranlassen, mittels deren Befestigung auf dem Briefe das Frankieren nach Maßgabe der Post-Taxe bewirkt werden kann. Diese Marken tragen das Schleswig- Holsteinische Wappen.“

Die alternative Bezeichnung der Marken als „Postschillige“ bezeugt, dass sie als besondere Form des Papiergelds angesehen wurden. Auf einem der ersten von fast einhundert Entwürfen für diese Marken stand denn auch: „Dieser Stempel wird auf allen Postanstalten der Herzogtümer in Portozahlung für einen Schilling angenommen“. Mit der Herstellung der Marken wurde die Firma H. W. Köbner & Lehmkuhl in Altona beauftragt.

Damit die „Postschillinge“ so sicher waren wie Münzen, wurde eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Als Papier wurde das von John Dickinson eingeführte Seidenfadenpapier verwendet, bei dem hellblaue Fäden in die Papiermasse eingearbeitet sind. Im Gegensatz zu ähnlichen Papieren aus Bayern, Württemberg oder der Schweiz, bei denen die Seidenfäden nicht vollständig in die Papiermasse eingelegt waren, lässt sich der Seidenfaden hier nicht ohne die Zerstörung des Papiers entfernen.

Das Dickinsonsche Seidenfadenpapier war bereits in England bei den Mulready-Umschlägen und den Prägedruckmarken der Jahre 1847 und 1848 zur Verwendung gekommen. Bei den hier gezeigten Exemplaren der Schleswig-Holstein MiNr. 1 und 2 sind die Seidenfäden als leicht erhabene Stellen im Papier zu sehen, ebenso bei Großbritannien MiNr. 7.

Weitere Maßnahmen zum Schutz vor Fälschungen kamen hinzu. Der Druck selbst erfolgte in drei Gängen. Zunächst wurde die hellere, flächigere Grundfarbe der Adlerköpfe, -federn und -füße gedruckt. Im zweiten Druckgang folgte das gesamte Markenbild in dunklerem Ton inklusive der feinen Adlerzeichnung, jedoch unter Aussparung des Wortes „POST“ oben und „SCHILLING“ unten. Im Inneren der Buchstaben scheint die Grundfarbe also deutlich sichtbar durch – ein Aspekt, den Fälschungen nicht berücksichtigen. Im dritten Durchgang erfolgte die Prägung des Wappens im Mitteloval.


Echtheitsmerkmale der 1 Schilling blau und 2 Schilling rosa

Die vergrößerte Abbildung einer Originalmarke MiNr. 1 zeigt die Echtheitsmerkmale der ersten Schleswig-Holstein-Marken anhand von Pfeilen: Die grauen Pfeile Nr. 1 und 2 zeigen auf den Nacken des Doppeladlers. Originale haben hier eine deutlich verlängerte Feder, die beim linken Adler nach oben steht, beim rechten nach links unten gekrümmt ist. Fälschungen zeigen meist andere Formen.

Der rote Strich mit der Nummer 3 läuft durch den Mittelstrich des „H“ im rechten Markeneck. Von hier aus gezählt finden sich bei Originalmarken 9 Striche bis zum Oberrand des kleinen Ovals. Bei Nachahmungen aus der Werkstatt des Briefmarkenfälschers François Fournier sind es dagegen 14 Striche.

Pfeil Nr. 4 zeigt auf die obere Serife des „G“ im Wort „Schilling“. Weicht diese der Form nach von der Zeichnung des Originals ab, liegt eine Fälschung vor.

Pfeil Nr. 6 zeigt auf die Wertziffer. Diese wurden einzeln angefertigt und sehen auf allen Feldern des Bogens mit 80 Marken anders aus. Diese Ziffern ermöglichen eine Feldzuordnung der Marken. Bei Fälschungen variiert die Form der Ziffern nicht.

Der graue Pfeil Nr. 5 zeigt auf den Adlerschwanz unter dem Mitteloval, bei dem deutlich die Farbe des ersten Druckganges zu erkennen ist.

Pfeil Nr. 7 zeigt auf das zweite „I“ im Wort „SCHILLING“, das vom nachfolgenden „N“ ein Stück abgerückt ist. Bei den Fälschungen vom Typ I und II, die im Fortgang des Berichts noch genauer betrachtet werden, steht das „I“ sehr nahe am benachbarten „N“.

Pfeil Nr. 8 zeigt den dünnen, leicht schrägen Mittelstrich des „H“ im Wort „SCHILLING“. Ist der Strich dicker und gerade, handelt es sich immer um eine Fälschung.

Pfeil Nr. 9 zeigt auf die für Originale charakteristische Serife des „C“ im Wort „SCHILLING“.

Pfeil Nr. 10 zeigt auf den breiten Abstand zwischen „S“ und „C“ im Wort „SCHILLING“. Hängen die Buchstaben zusammen, ist die Marke falsch.

Pfeil Nr. 11 zeigt auf den Mittelstrich des „P“ im Wort „POST“. Der muss so schmal sein, wie auf dem Bild gezeigt. Ist er breiter, liegt eine Fälschung vor.

Pfeil Nr. 12 erinnert noch einmal an den ersten Druckgang. Fehlen die helleren Linien in den Buchstaben „O“ und „S“ des Wortes „POST“, ist die Marke eine Fälschung.

Die Pfeile Nr. 13 zeigen auf die Serifen des „S“ im Oval oben links, die bei Fälschungen abweichende Formen haben. Dieser Teil des Markenbildes wurde mechanisch vervielfältigt und sieht immer gleich aus, auch bei den Marken zu 2 Schilling.


Fälschungen der ersten Ausgabe

Zuallererst erkennt man primitive Fälschungen daran, dass die hellere Linien-Zeichnung des ersten Druckgangs in den großen Buchstaben „O“ und „S“ des Wortes „POST“ fehlt. Diese Stellen sind bei den Fälschungen unbedruckt. Bei Originalen sieht man die helle Basisfarbe als flächigen Druck außerdem unten in den Buchstaben des Wortes „SCHILLING“.

Bei der Suche nach Fälschungen sollte als zweites Kriterium auf den Seidenfaden und die Prägung des Mittelovals geachtet werden. Wie zuvor beschrieben, liegt der Faden bei Originalen nicht an der Oberfläche, sondern unter einer dünnen Papierschicht. Bis zum heutigen Tage ist es nicht gelungen, das Original- Seidenfadenpapier wirklich täuschend nachzuahmen, aber natürlich gibt es Fälschungen der Schleswig-Holstein MiNr. 1 und 2, die den Seidenfaden imitieren. Diese sind sogar besonders häufig, wurden aber erst lange nach Gültigkeit der Marken und nur zum Schaden der Sammler hergestellt.

Die einfachste Variante der Seidenfaden-Nachahmung ist ein blauer Farbstrich. Diese gibt es auch vorder- und rückseitig, wobei die Striche oft nicht einmal direkt übereinander liegen. Die Fälschung mit den blauen Strichen war die erste ihrer Art und kam aus Italien. Diese Fälschung, nennen wir sie Typ I, hat eine bemerkenswerte Prägung. Die Fälscher waren durch die Marken Sardiniens gut geübt und machten die Prägung besser und auffälliger als bei den Originalmarken. Schild und Krone stehen weit erhaben aus dem Papier heraus wie bei geprägten Münzen.

Bei einer weiteren Fälschung, nennen wir sie Typ II, wurde ein Seidenfaden auf das Papier geklebt. Dafür fehlt bei der Fälschung des Typs II die Prägung fast gänzlich.

Und schließlich gibt es noch die Fälschung vom Typ III. Diese wurde von François Fournier, dem berühmten Schweizer Briefmarkenfälscher, angefertigt. Nach Jean de Sperati war Fournier sicher die Nummer Zwei der Fälscherzunft. Fournier klebte einen Faden auch rückseitig auf das Papier, bei dem es sich aber wohl nicht um Seide handelte, sondern um eine Rolle Garn aus dem Nähkästchen. Zusätzlich hinterlegte er das Papier mit einer weiteren dünnen Papierschicht. Dies ist letztlich die beste Nachahmung des Dickinsonschen Sicherheitspapiers. Fourniers Fälschungen werden gerne auch von Händlern für echt gehalten, da sie zudem eine erkennbare Prägung des Mittelovals zeigen. Da Fournier die Markenzeichnung indes misslungen war, stempelte er die meisten dieser Fälschungen mit stark überdeckenden Strichstempeln, die er eigens für diese Fälschung angefertigt hatte. Die Strichanordnungen sehen den echten Stempeln indes nicht einmal entfernt ähnlich.

Der letzte Blick gilt schließlich dem Druckverfahren. Die Originale der beiden ersten Schleswig-Holstein Marken sind im Buchdruck hergestellt, wohingegen die meisten Fälschungen im Steindruck produziert wurden.

Beim Buchdruck sind an den Kanten der bedruckten Stellen „Drucknähte“ zu sehen, auch „Quetschränder“ genannt. Das sind scharfe dunklere Linien, die wie eine Einfassung die bedruckten Bereiche umgeben. Das Druckbild bei Steindruckmarken wirkt indes matt, weich und an den Konturen undeutlich.

Autor: Jürgen Kraft