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In den vorherigen Folgen der Serie „Fälschung erkannt“ wurden verschiedene Methoden zur Überprüfung der Gummierung eines Postwertzeichens vorgestellt, insbesondere die Untersuchung der Gummierungsoberfläche, die Kontrolle der Perforation und die Analyse unter UV-Licht. Die aktuelle Folge beschäftigt sich mit der Frage, wie Entfalzungen erkannt werden können.

Entfalzungen erkennen

Neben komplett nachgummierten Marken kommt häufig auch manipulierter Originalgummi vor, da dieser weniger einfach zu erkennen ist als vollständiger Falschgummi.

Meist handelt es sich dabei um sogenannte Entfalzungen – Bereiche, in denen ein Falz saß und der Gummi schadhaft war, wurden ausgebessert, Papier- und Falzreste entfernt. Die Abbildung zeigt ein ungebrauchtes Exemplar der finnischen Besetzungsmarke Aunus MiNr. 3, deren Rückseite deutlich die Spuren eines ehemals vorhandenen Falzes zeigt.

Die Schemadarstellung verdeutlicht die Anbringung des Falzes an der Marke und im Album.

Prinzipiell gibt es bei den Entfalzungen zwei Verfahren. Zum einen die mechanische Entfernung von Fremdmaterial mittels Skalpell und Glasfaserradierer, zum zweiten die Entfernung durch erhöhte Luftfeuchtigkeit, das „Antauen“ des Gummis.

Beim Schneiden und Schaben auf trockenem Gummi bleiben Kratzspuren, die anschließend mittels Hauchen an der Oberfläche geglättet werden. Dort zeigt der Gummi eine abweichende Struktur. Unter starker Vergrößerung erkennt man, dass er an den behandelten Stellen deutlich aufgebrochen ist. Doch darf man nicht vergessen, dass bei älteren Marken fein- oder gar grobrissiger neben glattem Gummi vorkommen kann.

Um die Unterschiede bei den Gummibrüchen zu studieren, eignen sich originalgummierte Marken vor 1900 besonders gut. Bei eigentlich glattem, nachträglich behandeltem Gummi entstehen feine, unregelmäßige Risse im obersten Bereich der Gummierung. Meist sind zudem Rillen vom letzten Schliff mit dem Glasfaserradierer zu sehen. Um diese Erscheinungen studieren zu können, benötigt man einen Fadenzähler mit mindestens 10-facher Vergrößerung.

Feucht entfalzte Marken sind dagegen meist einfacher zu erkennen. Die Stellen, an denen die Falze saßen, sind in der Regel heller oder zeigen sogar kleine Bläschen.

Im Handel trifft man immer wieder auf den Fall, dass ein Falz bei gestempelten Marken bemängelt wird. Wenn dieser mit Pattex oder Uhu festgeklebt wurde, liegt tatsächlich ein Mangel vor, der erwähnt werden muss. Normalerweise ist der Falz bei gestempelten Marken aber ohne Belang.

Mit der Erfindung von Klebstoffen, wie sie noch heute bei Klebebändern zu finden sind, kam der sogenannte Schonfalz auf den Markt, der sich wie ein Stück Tesafilm vorsichtig wieder von den Briefmarken abziehen ließ, wenn man das zeitnah machte. Nach längerer Zeit fettet der Klebstoff jedoch durch das Papier, genau wie jedes Klebeband. Die so entstandenen Flecken kann man mit Wasser und Chemikalien zwar beseitigen; leider geht der Gummi dabei aber verloren. Solche Flecken auf ungebrauchten Marken wirken hell; das Papier hat jedoch nicht an Substanz verloren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Abbildung zeigt ein Briefmarkenalbum um 1920 mit eingefalzten Postwertzeichen Bayerns.

Autor: Jürgen Kraft