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Während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erwählten die Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg die an der Oker gelegene Stadt Wolfenbüttel zu ihrer Residenz und machten sie zu einem kulturellen Zentrum. Herzog Julius (1528–1589) legte mit den Handschriften und Büchern, die er gesammelt hatte, und der 1572 erlassenen „Liberey-Ordnung“ den Grundstein für die bis heute bestehende Bibliothek. Diese trägt jedoch den Namen eines späteren Regenten: Herzog August II. (der Jüngere genannt; 1579–1666) galt als einer der gelehrtesten Herrscher seiner Zeit. Ihm war es zu verdanken, dass die Bibliotheca Augusta – die zum Zeitpunkt seines Todes etwa 135.000 Titel in 35.000 Bänden umfasste – zur damals größten Büchersammlung in Europa wurde.

Zu den Schmuckstücken der Bibliothek gehören das Evangelienbuch Heinrichs des Löwen und seiner Gattin Mathilde von England aus dem späten 12. Jahrhundert sowie das Große Stammbuch des Augsburger Kaufmanns Philipp Hainhofer aus dem frühen 17. Jahrhundert. Die Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel besitzt aber nicht nur erstaunliche Druckwerke, sie kann auch auf eine lange Reihe berühmter Bibliothekare zurückblicken. Zu den bekanntesten zählen der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716), der Dichter Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781), der Schriftsteller Erhart Kästner (1904–1974) und der Literaturwissenschaftler Paul Raabe (1927–2013).

Heute werden in der Herzog-August-Bibliothek, die weltweit als eine der bedeutendsten Studien- und Forschungsbibliotheken für die Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit gilt, etwa eine Million Medieneinheiten aufbewahrt, darunter 12.000 Handschriften und 400.000 alte Drucke aus den Jahren 1450 bis 1830. Forschungsliteratur findet sich ebenso wie verschiedene Sondersammlungen, zum Beispiel eine große Bibelsammlung und über 90.000 Blatt Druckgrafik, aber auch Sonderbestände wie Globen, historische Möbel und außergewöhnliche Stücke wie ein Tintenfass von Martin Luther (1483–1546).

Erstausgabetag: 7. April 2022

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