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Am 18. Dezember 1945 erschienen in Thüringen der kleine und der große Weihnachtsblock. Der kleine Weihnachtsblock trägt die Aufschrift „Für die Opfer des Faschismus“ und wird auch „Antifa-Block“ genannt; der große galt der sozialen Wohlfahrt allgemein.

Mit einem Postpreis von 2 und 10 Reichsmark waren die Blocks recht teuer; entsprechend niedrig sind die Auflagen.

Block 1, der kleine Weihnachtsblock, wurde auf zwei verschiedenen Papiersorten, Block 2 auf drei Papiersorten gedruckt. Von Block 1 gibt es sechs Plattentypen, von Block 2 vier. Außerdem sind bei Block 1 ein Sechser-Kleinbogen und eine Farb-Variante b und von Block 2 Sonderdrucke verzeichnet. Darüber hinaus sind diverse Abarten von beiden Blocks bekannt.

Im MICHEL-Deutschland-Spezial 2022 sind viele Details zu finden. Die Katalogwerte für postfrische Blocks liegen zwischen 450 und 8000 und für gestempelte Exemplare zwischen 1100 und 8500 Euro. Abarten sind zum Teil noch höher notiert. Kein Wunder also, dass diese Ausgaben schon frühzeitig interessant für Fälscher waren. Da die Blocks gestempelt teurer sind als postfrisch, gibt es viele falsch gestempelte echte Blocks, aber auch die Zahl der Ganzfälschungen ist sehr hoch. Die meisten dieser Ganzfälschungen zeigen indes genügend Merkmale zur sicheren Identifizierung.

Kleiner Weihnachtsblock Bl. 1

Der kleine Weihnachtsblock kommt auf zwei Papiersorten x und t vor. Block 1 x ist auf holzfreiem Kartonpapier gedruckt, Block 1 t auf normal dickem, holzhaltigem Papier. Beide Papiersorten können zwischen Weiß und Gelblichgrau changieren. Ganzfälschungen imitieren beide Papiersorten.

Die Beschaffung von echtem Vergleichsmaterial ist erfreulicherweise nicht auf die teuren Blocks beschränkt; es reichen die motivgleichen Marken aus dem Satz MiNr. 92 bis 99, die in denselben Papiersorten vorkommen. Im Vergleich mit echten Marken sieht die Papierfarbe bei Ganzfälschungen unnatürlich aus: Die eine Sorte ist schneeweiß, die andere grünlichgelb und soll den teuren Block 1 t in Gelblichgrau imitieren. Im Bild oben ist eine solche Fälschung zu sehen, die online als echt für knapp 600 Euro angeboten wurde.

Weitere Erkennungsmerkmale der Ganzfälschungen sind die Zahl der Perforationslöcher und die Zeichnung des Markenbildes: Echte Blocks zeigen waagrecht etwa 42 Perforationslöcher; Ganzfälschungen zeigen hingegen nur 39.

Was die Zeichnung betrifft, so haben die Originale ein sauberes Raster, die Fälschungen ein verkleckstes, unsauberes. Insbesondere in der Markenzeichnung oben ist das Raster der Fälschungen fast vollständig zugelaufen. Auf kleinen Scans ist meist ein Moiré zu sehen. Das Raster zeigt senkrechte oder waagrechte Streifen.

 

Häufig kommen auch Ganzfälschungen auf Postkarten oder Briefen vor. Diese Exemplare tragen meist gestempelte Anschriften – Belege mit der Anschrift wie hier im Bild sind Ganzfälschungen.

Schlicht alles ist falsch an diesem Stück: Der Block, die Stempel, der gesamte, in den 1980er-Jahren fabrizierte Beleg. Und so lässt der aufgeklebte Block ein verräterisches Detail erkennen, das nur bei dieser Ganzfälschung vorkommt: Genau über der linken „3“ der braunen Marke ist im weißen Rahmen ein Punkt zu sehen. Außerdem ist der häufig verwendete Falschstempel „ERFURT 1 z“ deutlich zu identifizieren. Der Abstand zwischen den beiden Kreisen ist oben links weiter als unten rechts. In der Stempeldatenbank auf www.stampsx.com/ratgeber/stempel9939.htm sind viele echte Abschläge abgebildet. Dort sieht man auch deutlich das echte, breitere „z“. 

Großer Weihnachtsblock Bl. 2

Die Merkmale der Papiersorten und der Raster treffen wie beschrieben auch auf den großen Weihnachtsblock Bl. 2 zu.

Eine Zähnung gibt es bei Block 2 zwar nicht, dafür aber andere, sichtbare Merkmale, die auf Ganzfälschungen schließen lassen, selbst auf kleinen Abbildungen: Zeigt die Marke zu 4 Pf. außerhalb ihres Rahmens oben einen grauen Schatten, liegt eine Ganzfälschung vor; bei Originalen gibt es diesen Schatten nicht.

Außerdem ist die Marke zu 4 Pf. bei echten Blocks nicht bläulich, sondern schwarz. Die Marke zu 20 Pf. blau hat bei den Fälschungen im oberen Rahmen eine Kerbe.

Dieses und das nächste Bild zeigen den Ausschnitt aus dem Herzstück der Ganzfälschung sowie einen echten Block 2 x auf weißem Kartonpapier ohne Kerbe zum Vergleich.

 

 

Alle Marken des Originals haben eine saubere Rasterung. Der Block trägt den echten Stempel ERFURT 1 z mit gleichmäßigen Abständen der Kreise und breiterem „z“.

Ergänzend folgt ein Bild des gesamten Falsch-Beleges von Block 2. Auch in dieser Größe sind der Rahmen um die 4-Pf.-Marke und die Kerbe in der 20-Pf.-Marke erkennbar.

 

 

 

 

 

 

 

Diese Fälschung imitiert die Plattentype I mit Kerbe unten rechts im „D“ von „FRIEDENSWEIHNACHT“.

Das leicht nach unten zeigende Eck des Rahmens der 20-Pf.-Marke fällt bei der Fälschung indes deutlich dicker aus als im Original. 

Autor: Jürgen Kraft