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(tb) Steht eine Änderung der internationalen Handelsströme bevor? Das Ende der so genannten Globalisierung? Womöglich eine Bewegung in die Gegenrichtung? Nein, erklärt die Deutsche Post.

Für ihren ersten DHL Trade Growth Atlas untersuchte sie die internationalen Warenströme nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Nicht weiter verwunderlich ist es, dass zunächst einmal der Welthandel stark schrumpfte.

Schnell aber erholte er sich, Anzeichen für eine Abkehr vom internationalen Handel sind nicht erkennbar. Im Vergleich zur Zeit vor dem Ausbruch der Pandemie lässt sich ein Wachstum um zehn Prozent feststellen. Besonders deutlich profitierten davon Versandhändler, die im Internet aktiv sind.

Natürlich erzielen Länder mit bislang eher geringen Handelsvolumina größere Wachstumsraten als schon lange international tätige Nationen. Den höchsten prozentualen Zuwachs sagt die Studie denn auch Niger voraus. Derweil schrumpfen die Prozentwerte von China unter anderem durch den mathematischen Basieffekt. Doch macht sich auch bemerkbar, dass die Chinesen einen höheren Anteil ihrer wirtschaftlichen Wertschöpfung selbst konsumieren als noch in früheren Jahren. Inwiefern die strenge Lockdown-Politik der Staatsführung den Welthandel mittelfristig beeinflusst, lässt sich der Studie nicht sicher entnehmen. Nominell weist China weiterhin gute Werte auf, ebenso seit jeher international tätige Länder wie Deutschland und die Vereinigten Staaten.

Bislang nicht erkennbar ist, dass eine Regionalisierung der Lieferketten stattfindet. Zwar wird viel davon gesprochen, systemrelevante Produkte wieder vor Ort oder wenigstens in Europa herzustellen. An den Warenströmen zeichnet sich dies aber bislang nicht ab. Also heißt es abzuwarten, wie viel von den Ankündigungen tatsächlich umgesetzt wird. Produktionsverlagerungen hat es im Laufe der Jahrzehnte immer wieder gegeben; manches Unternehmen erkannte beispielsweise, dass die Qualität der Erzeugnisse in den europäischen Hochlohnländern mehr überzeugt als in gewöhnlich fernöstlichen Ländern mit billiger Fertigung. Sogar zwischenzeitlich nach China abgewanderte Produktionen kehrten auf den Alten Kontinent zurück.

Für einen Konzern wie die Deutsche Post sind die Aussichten natürlich blendend, wenn die Globalisierung weiter anhält, womöglich weitere Handelsströme entstehen. Die Studie beschreibt also auch ein wenig die Perspektiven des eigenen Geschäfts, ganz unbefangen ist die Deutsche Post somit nicht. Doch sagten Gelehrte schon des Öfteren ein Ende der Globalisierung voraus, beispielsweise nach der Weltfinanzkrise von 2007.