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Helene Henriette Elisabeth Lange kam am 9. April 1848 als Tochter des Kaufmanns Carl Theodor Lange und seiner Ehefrau Johanne Sophie Amalie in Oldenburg zur Welt und wuchs in einer liberalen Umgebung auf.

Ihre Eltern verstarben jedoch früh, weshalb sie in ein Pfarramt nach Württemberg geschickt wurde, wo sie erstmals die Nachordnung der Frauen gegenüber Männern und den Ausschluss von intellektuellen Diskursen erlebte. Mithilfe eines intensiven Selbststudiums absolvierte sie 1872 in Berlin das Lehrerinnenexamen.

Ihre Erfahrungen als Lehrerin bildeten den Ausgangspunkt für ihr einsetzendes Engagement in der bürgerlichen Frauenbewegung ab Mitte der 1880er-Jahre. Mit fünf weiteren Frauen richtete sie 1887 eine Petition an das Preußische Unterrichtsministerium und das Preußische Abgeordnetenhaus, in der sie eine grundlegende Reformierung der Schulausbildung für das weibliche Geschlecht forderten. Diese wurde zwar abgelehnt, doch hatte Helene Lange eine Begleitschrift verfasst, in der sie die Frauenbildung scharf kritisierte. Die sogenannte Gelbe Broschüre machte sie weithin bekannt und über Jahrzehnte zu einer der wichtigsten Bildungsexpertinnen.

1906 wurden 22 Frauen, darunter Helene Lange und ihre lebenslange Gefährtin Gertrud Bäumer (1873–1954), in eine Kommission berufen, welche die Preußische Mädchenschulreform erarbeitete, die 1908 in Kraft trat. Im selben Jahr ermöglichte das Reichsvereinigungsgesetz Frauen die Mitgliedschaft in politischen Parteien, sodass Lange und Bäumer der Freisinnigen Vereinigung beitraten. Als Mitbegründerin der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) erlebte Helene Lange 1919 schließlich die Einführung des Wahlrechts für Frauen. Sie starb am 13. Mai 1930 im Alter von 82 Jahren und wurde unter großer Anteilnahme beigesetzt.

Erstausgabetag: 6. April 2023

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