Drucken

Immerhin vier Jahre ist es nun her, dass wir in der MICHEL-Rundschau die Entdeckung zweier seltener Internationaler Antwortscheine melden konnten – zwei IAS 1 des Deutschen Reiches mit Ausgabestempeln aus Togo. Als deutsche Kolonie verwendete Togo die Antwortscheine des Deutschen Reiches, und da in Togo wie im Deutschen Reich mit Markwährung bezahlt wurde, war kein Wertaufdruck auf die deutschen IAS nötig. Man kann die beiden togoischen IAS also einzig am Ausgabestempel erkennen. Nachzulesen ist diese spannende Geschichte in Rundschau 5/2018.

Eine Neuentdeckung der Forschungsgemeinschaft Internationale Antwortscheine (FIAS) indes führt uns vom westafrikanischen Togo in die Südsee zu den Samoa-Inseln. Der heute unabhängige Staat Samoa war von 1900 bis 1914 „deutsches Schutzgebiet“, auch er verwendete während dieser Zeit die Antwortscheine des Deutschen Reiches. Die Hauptstadt Apia auf Upolu, der zweitgrößten Insel Samoas, kennen Kolonialsammler schon wegen der dort abgeschlagenen Rundstempel der Kaiserlichen Deutschen Postagentur, deren Gründung der Kolonialisierung vorausging. Und nun taucht Apia erneut auf – als Ausgabestempel auf einem Internationalen Antwortschein der Zeichnung DR IAS 1.

Wie in Togo wurde auch in Samoa mit Mark und Pfennigen bezahlt, man konnte die deutschen Antwortscheine also eins zu eins unverändert übernehmen, ohne etwa die Währungsangabe anpassen zu müssen. Der Landeseindruck lautet entsprechend „Allemagne. Deutschland“, die ausführende Druckerei war einheitlich für alle Antwortscheine des Weltpostvereins die Druckerei V. Benzinger in der Schweiz. Der Ausgabestempel „APIA / 3.6.08 / (SAMOA)“ ist damit das einzige Kriterium, das unser Fundstück dem Sammelgebiet „Deutsche Kolonien – Samoa“ zuordnet.

Doch häufig wurden Internationale Antwortscheine in Apia offensichtlich nicht verlangt – unser Fundstück ist das erste bekannte seiner Art. Aufgetaucht ist es 114 Jahre nach seiner Ausgabe 1908. Jetzt wurde es für 1050 Euro verauktioniert und wertet damit das 7,5-Fache des Katalogpreises eines im Deutschen Reich ausgegebenen Antwortscheines IAS 1. Einen Hinweis auf das schöne Stück entdecken unsere Leser im MICHEL-Deutschland-Spezial 2023. Unsere Abbildung zeigt den neuentdeckten Samoa-IAS im ROM-Muster mit weiblicher allegorischer Figur und Schwalbe zwischen zwei Weltkugeln. Links ist das Feld für den Ausgabestempel („Timbre du bureau d’origine“) mit APIA-Abschlag, rechts das unausgefüllte Feld für den Stempel des Einlösungsortes („Timbre du bureau d’échange“). Am unteren Bildrand ist die Druckerei vermerkt sowie die Namen „Grasset“ und „ETFlorian“. Sie verewigen den schweizerisch-französischen Belle-Époque-Künstler und Entwerfer Eugène Samuel Grasset und den Holzstecher Ernest Théophile Florian, die mit ihrer Arbeit ein zweifarbiges Meisterwerk geschaffen haben.