(tb) Den Pressesprecher trifft keine Schuld. Er muss veröffentlichen, was ihm seine Vorgesetzten vorschreiben. Doch was hat die Oberen der Deutschen Post geritten, in einer Pressemitteilung zum 25. Jahrestag der Grundsteinlegung des Bonner Post-Hochhauses alle anwesenden Spitzenvertreter namentlich zu nennen, nur den damaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post nicht?
Zweifellos hat sich Klaus Zumwinkel hochgradig kriminell verhalten. Für die nachgewiesene fortdauernde Steuerhinterziehung hätte er durchaus auch schwerer bestraft werden können. Das ändert aber nichts an seinen Verdiensten als langjähriger Vorstandsvorsitzender erst der Deutschen Bundespost Postdienst, dann der Deutschen Post.
Zumwinkel gehörte zu jenen, die wesentlich die Postreform vorantrieben, also die Umwandlung von einer Behörde in selbstständig am freien Markt auftretende Unternehmen. Sicher kann und darf man über manche Entscheidung streiten; die Trennung von der Postbank zählt dazu, denn der Zahlungsverkehr gehörte seit jeher zu den Postdiensten. Insgesamt zählt die Postreform aber zu den Erfolgsgeschichten. Von den seinerzeit bestehenden europäischen Staatsposten gelang allein der Deutschen Post den Aufstieg zum Weltkonzern, nicht ausschließlich, aber auch dank Zumwinkels Entscheidungen.
Die Frage, wo er sich am Tag der Grundsteinlegung aufhielt, lässt sich derweil ganz einfach beantworten: beim Festakt selbst. Zusammen nicht nur mit Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, Landeswirtschaftsminister Ernst Schwanhold, Oberbürgermeisterin Barbara Dieckmann und dem Architekten Helmut Jahn, sondern auch mit Hans-Dieter Petram. Der für die Immobilien verantwortliche damalige Brief-Vorstand gilt als „Vater des Post-Towers“. Sein Name fehlt ebenfalls in der Pressemitteilung.