"Hotel gut, Wetter sonnig, Stadt schön…" Ein wenig mehr darf es schon sein, doch es braucht nicht viel, um auch im elektronischen Zeitalter einen persönlichen Gruß in die Heimat zu schicken. Das begrenzte Format dürfte für manch einen Schreibmuffel vielmehr ein Pluspunkt sein, der die kleine Kombination aus Bild und Text bis ins Jahr 2019 so beliebt macht.

Die Postkarte wird am 1. Oktober 150 Jahre alt.

 


Eine Postgeschichte

Bereits in den 1860er Jahren hatte der Postreformer und Gründer des Reichspostmuseums Heinrich von Stephan die Einführung einer einfachen und kostengünstigen Mitteilungsmöglichkeit gefordert. Das „Postblatt“ wurde vom Deutschen Postverein aber zunächst abgelehnt. Neben den befürchteten Umsatzeinbußen rief vor allem die offene Form dieses Mediums Kritik hervor. Das Postgeheimnis könne so nicht gewahrt werden, außerdem fürchtete man einen Sittenverfall aufgrund dessen „unanständiger Form“.

In Österreich war man in dieser Hinsicht weiter. Am 1. Oktober 1869 führte die Postverwaltung der österreich-ungarischen Monarchie die Correspondenzkarte ein und verkaufte sie allein bis Jahresende fast drei Millionen Mal.

1870 schließlich, von Stephan war mittlerweile Generalpostdirektor des Norddeutschen Postbezirks, wurde die neue Idee auch in Deutschland umgesetzt und hierzulande ebenso begeistert aufgenommen wie in Österreich.

Es folgte ein weltweiter Siegeszug der kleinen, bebilderten Mitteilungen. Dienten sie als Feldpost zunächst vor allem dem Kontakt der Soldaten mit den Daheimgebliebenen, setzten sie sich spätestens seit der Gebührensenkung auf das halbe Briefporto und der Öffnung der Herstellung für privatwirtschaftliche Zwecke 1872 auch für einfache Grüße durch. Mit der Zulassung der Bildpostkarte 1875, bei der nicht mehr eine ganze, sondern nur noch eine halbe Seite der Adressierung zugedacht war, wurden vor dem Hintergrund einer florierenden Wirtschaftslage und neu entdecktem Fernweh vor allem Urlaubsgrüße immer beliebter.


Sonderausstellung informiert

Als der Anteil von Ansichtskarten am Postverkehr im deutschen Kaiserreich um die Jahrhundertwende dann immer größer wurde, brach schließlich auch das Sammelfieber unter Kartenschreibern und -Empfängern aus. Das kompakte und standardisierte Format der Postkarte lud in Zusammenspiel mit den schönen, außergewöhnlichen und nicht zuletzt erinnerungsträchtigen Inhalten geradezu zum Aufbewahren und gezielten Ergänzen ein. Ein neues Sammelgebiet war geboren, das bis heute als wichtiger Vertreter der sog. Social Philately weltweit zahlreiche Anhänger fesselt.

Über die spannende und lehrreiche Geschichte der kleinen Post-Vertreter informiert noch bis Januar die Ausstellung „Mehr als Worte. 150 Jahre Postkartengrüße“ im Museum für Kommunikation Berlin. Auch die abgebildete erste österreichische „Correspondenzkarte“ findet sich dort neben mehr als 500 anderen spannenden Stücken aus der größten Postkartensammlung Deutschlands. Mit dem Ausstellungsschwerpunkt „Praktik des Sammelns“ ist diese für jeden Philatelisten eine Reise wert und zeigt dabei nicht zuletzt, wie langlebig diese analoge Grußform auch im Zeitalter von WhatsApp und Co. ist und bleibt.


Die Postkarte: Ein Phänomen - Viele Sammelgebiete

Postkarten sind nicht nur aufgrund ihrer spannenden Geschichte ein beliebtes und vielfältiges philatelistisches Sammelgebiet. Sie illustrieren Zeitgeist und Weltgeschichte für historisch Interessierte, lassen von fernen Orten und vergangenen Zeiten träumen, ermöglichen umfassende, aber zugleich sehr übersichtliche Sammlungen dank ihres festen Formats und bieten nicht zuletzt auch dem besonders Detailinteressierten zahlreiche Spezialisierungsmöglichkeiten. Ebenso vielfältig wie die kleinen Karten sind deshalb ihre Sammler und deren Sammelpräferenzen.

Die MICHEL-Nachschlagewerke bieten für alle Sammler eine Hilfestellung, egal, ob sie nach einem ersten Überblick, einer besseren Orientierung zum Ausbau der Sammlung oder nach ganz besonders detaillierten Informationen zur Untersuchung ihrer Schätze suchen.

In den Europa-Spezial-Werken ergänzt stets ein umfangreiches Ganzsachen-Kapitel die Briefmarkenkatalogisierungen. Darin finden Postkartensammler aus Österreich, Großbritannien, Schweiz oder Liechtenstein alles Wissenswerte zu ihrem Gebiet. Deutsche Postkartenfans greifen am besten auf den umfangreichen Band "Ganzsachen Deutschland" zurück.

Einen gewissen Sonderstatus nehmen nach wie vor die "Correspondenzkarten" Österreichs ein. Zwar sind sie im Österreich-Spezial enthalten und umfangreich beschreiben, wer sich aber detailliert mit den weltweit ältesten Postkarten auseinandersetzen möchte, sollte einen Blick in den MICHEL-mehrWissen-Band "Gelblinge. Die Klassifikation der Korrespondenzkarten P1 bis P24" werfen.

Mit der abgebildeten Karte aus der Sammlung des Museums für Kommunikation begann am 1. Oktober 1869 eine großartige Erfolgsgeschichte, die mehr als Worte, aber auch mehr als "nur" Philatelie umfasst. Da jeder diese Geschichte fortschreiben kann, bleibt uns die Postkarte nicht nur als Urlaubsgruß hoffentlich noch lange erhalten!