MiR 10 2016 Plus 88(mi) Liebe MICHEL-Redaktion,

die auf dem beiliegenden Beleg aufgeklebten beiden Marken finde ich nirgends – vermutlich bin ich (wieder einmal?) zu dumm, die Abbildung in den Katalogen zu entdecken. Weder im Katalog „Naher Osten“ mit Israel – es scheint mir eine Marke mit israelischen Schriftzeichen zu sein!? – noch im Nordafrika-Katalog bei Ägypten. Überall Fehlanzeige.

 

Die beiden Marken haben einen quer zum Hochkant-Markenbild verlaufenden schwarzen Aufdruck, der unten die Zahl „5“ enthält. Desweiteren befindet sich ein ziemlich verschmierter Handstempelaufdruck auf den Postwertzeichen. Was sind das für Marken? Eventuell im MICHEL unbekannt? Sicher nicht, vermutlich bin ich nur .... – siehe oben.

 

Da alle auf dem Beleg vorhandenen Schriftzeichen für mich unlesbar sind, erbitte ich Ihre Hilfe. Es könnte ja vielleicht ein Beleg sein, den ich für meine Dokumentation „Alexander III. von Makedonien und sein Kriegszug“ verwenden könnte – derzeitiger Stand 276 Albenblätter (23 Ausstellungsrahmen zu je 12 Blatt), von denen aber etwa 150 noch teilweise leer sind wegen fehlender Belege mit den benötigten Orts-Stempeln.

 

Mit herzlichen Grüßen

Christian B.

 

Sehr geehrter Herr B.,

Ihr Brief ist von einigem historischen Interesse. Er stammt aus Israel, die Inschriften sind hebräisch. Die Marken, vermutlich ursprünglich Spendenmarken, tragen den Aufdruck DOAR = Post. Solche Notmaßnahmen waren in Israel zwischen dem Ende der Post der britischen Mandatsverwaltung und dem Beginn der staatlichen israelischen Post in Gebrauch, also im Wesentlichen im April und Mai 1948.

 

Im MICHEL Übersee Band 10 „Naher Osten“ finden Sie die folgenden Erläuterungen: „Da die britischen Behörden bereits Anfang April 1948 das Mandat verließen, wurden bis zur offiziellen Unabhängigkeitserklärung am 14. Mai die Briefe mit Spendenmarken des jüdischen Nationalfonds KKL (Keren Kayemeth Le’Israel) freigemacht. Die provisorischen Postbehörden beförderten diese Briefe anstandslos, versahen sie dann später mit einem Handstempel- oder Maschinenaufdruck DOAR (= Post) in hebräischen Buchstaben, zum Teil einem Kreis, und mit neuem Wert. Diese Provisorien wurden in Tel Aviv und Haifa vom 2. bis 14. Mai, in Jerusalem vom 9. bis 31. Mai ausgegeben. Die Aufdrucke waren violett und rot für Tel Aviv, für Haifa und Jerusalem schwarz. In Zefat (Safad), Nahariyya, Rishon le Zion, Tiberias, `Afula und Nahalal wurden von den lokalen Behörden, die den Postdienst organisierten, eigene Marken ausgegeben. Alle Marken waren bis Ende Juli 1948 gültig. Es dürfte etwa 400 verschiedene Marken mit Aufdruck geben. (...) Von den DOAR-Aufdrucken gibt es viele Fälschungen.“

 

Mit freundlichen Grüßen

MICHEL

 

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