Sehr geehrte MICHEL-Redaktion,

das beiliegende Foto zeigt Marken mit der Aufschrift „Documentary“. Solche sind mir bisher noch nicht untergekommen, und ich finde sie auch im USA-Spezial nicht. Vielleicht wissen Sie mehr? Herzlichen Dank für eine Information!

Mit freundlichen Grüßen
Hartmut B.


Sehr geehrter Herr B.,

nicht alles, was aufgrund der Zähnung wie eine Briefmarke aussieht, ist auch eine.

Beim Lesen der Umschrift ist kein Hinweis auf POST zu erkennen. UNITED STATES INTERNAL REVENUE zeigt deutlich, dass es sich um Steuermarken handelt, mit denen der Nachweis einer Gebührenzahlung dokumentiert wird – DOCUMENTARY bedeutet „durch Dokumente belegt“.

Bei Ihren Stücken handelt es sich um den Nachweis von Gebühren beim Aktien-/Anteile-Transfer STOCK TRANSFER. Sie stammen aus der Zeit nach 1918/20 bis etwa 1940. Es gibt davon eine unzählige Vielfalt, da in den Vereinigten Staaten auf fast alles Steuern zu zahlen sind – wie sollte es auch anders sein? Jedenfalls dokumentiert man das mit Steuermarken, die es für Bier, Wein, Spielkarten, Zigarettenhülsen und vieles mehr gab und gibt, ja auch für Rauschgift und Marihuana!

Wir kennen solche Quittungsmarken eher vom Gemeinde- oder Ordnungsamt, wenn man früher seinen Ausweis verlängern musste. Und Sammeln kann man alles, auch wenn es keine Briefmarken sind. In den USA ist das Sammeln von derartigen Steuermarken weitverbreitet. Für Marihuana-Steuermarken geht das in den Bereich von über 100 $, doch Ihre Aktien-Steuermarken werten leider nur im Bereich von 30 Cent.

Über alles dies finden Sie indes nichts im MICHEL-USA-Spezial, da es sich – wie gesagt – um keine Briefmarken handelt.

Mit freundlichen Grüßen
MICHEL


Liebe MICHEL-Redaktion,

haben Sie herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Da hätte ich natürlich auch selbst draufkommen können. Ich kannte derartige Steuermarken aus den USA allerdings bisher noch nicht.

In Österreich hießen sie „Stempelmarken“ und waren bis in die Neunziger in Gebrauch. Jedes amtliche Dokument, jeder Vertrag etc. wurde damit verziert – meine Geburtsurkunde, Heiratsurkunde, Staatsbürgerschaftsnachweis tragen solche Marken; ja sogar die Kfz-Steuer bezahlte man so. In meiner „Jugend“ habe ich diese Marken monatlich kaufen und in ein Heftchen kleben müssen.

Viele Grüße
Hartmut B.

Alle interessanten Leseranfragen und -Hinweise lesen Sie auch in der monatlich erscheinenden MICHEL-Rundschau.