(tb) Der aktuelle Präsident der Vereinigten Staaten und seine willigen Vollstrecker verbreiten nicht nur in Behörden und gemeinnützigen Organisationen Angst und Schrecken. Auch die Vertreter der Geldwirtschaft bekamen die Auswirkungen des gewaltigen Ausstoßes an Dekreten zu spüren. Anfang Februar wies er das Finanzministerium an, die Prägung der Ein-Cent-Münze einzustellen. Die Herstellung sei Geldverschwendung, da jeder „Penny“, wie die Münze umgangssprachlich genannt wird, mehr koste, als er wert sei.

Rein rechnerisch stimmt dies. Die Kosten für Material, Prägung und Distribution liegen oberhalb eines Cents – selbiges gilt übrigens auch für den Namensvetter aus der Euro-Zone. Auch könnten die Einzelhändler Geld sparen, wenn sie an den Kassen keine Kleinstmünzen mehr vorhalten müssen; Wirtschaftswissenschaftler dies- und jenseits des Großen Teiches diskutieren auch die Abschaffung der Münzen zu zwei und fünf Cent. Schwer kalkulierbar sind aber die Folgen für das Denken der Konsumenten, denn die Preisgestaltung müsste sich deutlich ändern.

Eine Alternative wäre, die Preise auf volle fünf oder zehn Cent auf- oder abzurunden. Da dies jeder Einzelhändler und Dienstleister im Alleingang umzusetzen hätte, könnten Anbieter dies zu Preiserhöhungen nutzen. Dies geschieht zwar, wie mit der Einführung des Euro-Bargeldes festgestellt wurde, in so geringem Maße, sodass kein statistischer Effekt auftrat. Doch stiegen vielfach Preise, die sich die Bürger merken konnten, beispielsweise für den Friseurbesuch. So entstand das Phänomen der „gefühlten Inflation“, dem sich mit rein statistischen Zahlenwerken nicht begegnen ließ.

Denkbar wäre es, die alten Preise beizubehalten und erst an der Kasse kaufmännisch auf- oder abzurunden. In einigen Euro-Ländern, beispielsweise Finnland und den Niederlanden, wird dies bereits praktiziert, da die nationalen Notenbanken keine Kleinstmünzen zu einem und zwei Cent mehr in den Umlauf bringen. Allerdings stellt man auch dort das Phänomen der „gefühlten Inflation“ fest. Wissenschaftler erklären dies mit der menschlichen Eigenschaft, sich negative Ereignisse – an der Kasse wurde aufgerundet – besser merken zu können als positive Ereignisse – an der Kasse wurde abgerundet. Dem kann man nicht einmal die amtliche Statistik entgegenstellen.

Es gibt also gute Gründe dafür, die Kleinstmünzen beizubehalten, auch wenn die Debatte um ihre Abschaffung wegen der hohen Herstellungskosten immer wieder aufkommt. Bislang wagten in erster Linie Staaten kleiner und mittlerer Größe das Experiment, darüber hinaus Länder mit einem sehr hohen Anteil bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Anderswo verschwanden vor allem absolut wertlose Münzen aus dem Umlauf, beispielsweise die japanischen Sen-Münzen – ein Yen, der einst in hundert Sen unterteilt war, wertet heute mit etwa 0,6 Cent.

Eine recht wertarme Kleinstmünze gab es übrigens früher auch in den Vereinigten Staaten. Die Münze zu einem halben Cent wurde aber schon im 19. Jahrhundert wieder abgeschafft, zumal sie im Volk extrem unbeliebt war. Gegen das jüngste Dekret wehren sich die Münzstätten mit dem Hinweis auf die laufenden Prägeverträge. Über diese hatte sich der dank väterlichen Erbes aus der Immobilienwirtschaft stammende Präsident nonchalant hinweggesetzt …