Sehr geehrte MICHEL-Redaktion,

vorige Tage erreichte mich der im Anhang abgebildete Brief, verlangte Portostufe 1,45 Euro.

Ich vermute einmal, hier hat jemand naiv eine Briefmarkensammlung geerbt und sich gedacht, dass die ungestempelten Briefmarken doch noch prima weiterzuverwenden wären. Die benötigten 1,45 waren schnell zusammengestellt:

1. Marke: 80 Pf Deutscher Sängerbund von 1987

2. Marke: 60 Pf Dülmener Wildpferde von 1987 (diese Marke ist leider durch die Beförderung über der Wertziffer leicht eingerissen)

3. Marke: 5 Cent Dauerserie Blumen, zweiseitig geschnitten (aus dem Zusammendruck-Heftchen 4 x 5, 4 x 10 und 2 x 20 Cent)

Eine weitere Besonderheit ist, dass keine der Marken regulär automatisch entwertet wurde. Vielmehr sind alle drei „NACHTRÄGLICH ENTWERTET“. Und das doch wohl händisch, ohne dass bemerkt wurde, dass hier zwei Marken verklebt wurden, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr frankaturgültig sind.

Meine Fragen: Kommt solch ein Postbeleg häufig vor? Ist er etwas wert?

Mit herzlichem Dank und freundlichen Grüßen
Ihr Winand H.


Sehr geehrter Herr H.,

zum Leidwesen der Post werden recht häufig nicht mehr gültige Briefmarken zur Frankatur verwendet, wie es auf Ihrem Beleg der Fall ist. Da es sich um einen Luftpolsterumschlag handelt, ist es nicht erstaunlich, dass die Marken nicht von den Briefbearbeitungsmaschinen entwertet wurden. Diese Art Umschlag kann nämlich meistens nicht automatisch verarbeitet werden.

Bemerkenswert ist aber, dass zur nachträglichen Entwertung, vermutlich erst im Zustellpostamt, der Stempel „Nachträglich entwertet“ verwendet wurde. Das ist ungewöhnlich, denn meistens wird Kugelschreiber oder Filzstift gebraucht.

Trotz dieser Besonderheiten ist dem Brief wegen der schlechten Erhaltung des Stückes – bei dieser Art Umschlag beinahe unvermeidlich – kein besonderer finanzieller Wert zuzumessen. Er dokumentiert aber sehr schön die Eventualitäten des Postalltags.

Mit freundlichen Grüßen
MICHEL

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