(tb) Ein ewiges Thema steht erneut auf der Tagesordnung. Die Deutsche Post wünscht eine Portoerhöhung.

Auf der jüngsten Hauptversammlung wiederholte der Vorstandsvorsitzende Frank Appel die Forderung nach höheren Entgelten. Bei der Bundesnetzagentur seien die nötigen Unterlagen eingereicht worden, die Entscheidung falle im Herbst. Da die aktuellen Portosätze bis zum 31. Dezember dieses Jahres genehmigt sind, konnte man auch ohne Appels jüngste Wortmeldung davon ausgehen, dass die Post bei der Bundesnetzagentur höhere Porti beantragen wird.

Seit geraumer Zeit sind als Basisporto 90 statt 80 Cent für den Inlands-Standardbrief im Gespräch. Man darf damit rechnen, dass der Wert ab 1. Januar 2022 im Entgelttableau stehen wird, und seine Bevorratung daran ausrichten. Der politische Boden dafür ist seit der im Winter erfolgten Änderung des Postgesetzes bereitet. Die Regulierungsbehörde wird die Wünsche der Deutschen Post bestenfalls geringfügig beschneiden können.

Rundum bemerkenswert ist Appels Begründung für seine Forderung. Er verweist auf die sinkenden Briefvolumina. Damit zeigt er aber, dass er die Gesetze der Marktwirtschaft nicht verstanden hat. Sinkendem Absatz begegnet man gemäß der Gegenüberstellung von Angebot und Nachfrage nicht mit Preiserhöhungen, sondern mit Preissenkungen. Je höher nämlich der Preis liegt, desto geringer fällt die Nachfrage aus. Das lernen Volks- und Betriebswirtschaftsstudenten im ersten Semester – so sie es nicht seit Schülertagen wissen.

Allerdings erfahren sie auch, dass es eine Ausnahme gibt. Marktbeherrschende Unternehmen können ihre Preisvorstellungen durchsetzen, brauchen nicht einmal ein Monopol dafür. Nur mit einer gesetzlich verankerten passgenauen Marktregulierung bekommen die Kartellbehörden die Möglichkeit, dem entgegenzuwirken. Daran fehlt es seit der jüngsten Änderung des Postgesetzes. Der Bundesnetzagentur sind die Hände gebunden, sie wird die Wünsche der Deutschen Post durchwinken müssen. Vor den Portoerhöhungen von 2016 und 2019 hatte sie noch Widerstand leisten können.