Sie ist der Traum eines jeden Philatelisten – dabei ist sie weder die älteste noch die seltenste oder teuerste Briefmarke der Welt. Und doch ist sie auch unter Laien die mit Abstand berühmteste: die Blaue Mauritius. Beinahe ebenso kostbar ist ihre Schwester, die Rote Mauritius. Ihr Bekanntheitsgrad beschränkt sich allerdings hauptsächlich auf Philatelisten. Von einstmals jeweils 500 Exemplaren existieren heute nachweislich noch 15 der Roten und 12 der Blauen Mauritius – aber nur ein Brief, der mit beiden frankiert ist.

Aufgegeben wurde der sogenannte Bordeaux-Brief am 4. Oktober 1847 von dem Weinhändler Edward Francis in Port Louis, der Hauptstadt der damals britischen Kolonie Mauritius, und war adressiert an den Handelspartner Ducan & Lurguie im französischen Bordeaux. Weil die rote 1-Penny-Marke für Inlandspost gedacht war und die blaue 2-Pence-Marke für Auslandspost, wäre es gar nicht nötig gewesen, beide auf demselben Umschlag zu verwenden. Der Irrtum rührte womöglich daher, dass die ersten Briefmarken der Insel erst am 22. September ausgegeben worden waren. Mit Zwischenstationen in England, Boulogne und Paris erreichte der Brief nach 85 Tagen am 28. Dezember 1847 sein Ziel und sammelte unterwegs fleißig Stempel, die Zeugnis der verschiedenen Stationen seiner langen Reise ablegen.

55 Jahre lang lag der Bordeaux-Brief unbeachtet im Archiv des Weinhändlers – bis ein Schuljunge 1902 beim Durchstöbern der verstaubten Korrespondenz den Fund seines Lebens machte. Im Jahr darauf verkaufte er ihn für 40.000 Franc. Seither hat der Brief mehrmals den Besitzer gewechselt und 1993 schließlich die Rekordsumme von über 6 Millionen Schweizer Franken eingebracht, was einem derzeitigen Wert von rund 5,5 Millionen Euro entspricht. Auch heute noch gehört der Bordeaux-Brief wegen seiner legendären Briefmarken, der vielfältigen Stempelung sowie der guten Erhaltung zu den wertvollsten philatelistischen Objekten der Welt.

Erstausgabetag: 2. September 2021

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