Liebe MICHEL-Redaktion,

über viele Jahre waren sie von philatelistischen Veranstaltungen kaum wegzudenken: Die Erlebnis-Briefmarken-Teams der Deutschen Post. Freundliche Postler, die es Sammlern vor Ort ermöglichten, Sondermarken und andere philatelistische Produkte zu erwerben, die es in normalen Postfilialen oder Agenturen nicht mehr gab oder niemals gegeben hatte. Sammler konnten hier Dinge finden, die sonst nirgendwo im Angebot waren. Ein Einkaufserlebnis ist eben auch ein Erlebnis. Mit im Gepäck war meist auch ein schöner Sonderstempel mit einem gelungenen Motiv – Werbung für die Veranstaltung und den Einsatzort. Und man konnte sicher sein, seine Briefmarken auch sammlergerecht entwertet zu bekommen. Auch eine ordentliche Stempelung ist für viele Sammler bei einem Briefkasteneinwurf längst nicht mehr gegeben. Beim EB-Team vor Ort war sie möglich.

Geschickt hatten die Mitarbeiter der EB-Teams auch Vereine gesucht, um mit Angeboten auf nicht-philatelistischen Veranstaltungen neue Interessenten für die Philatelie zu finden. Wer sich für die Feuerwehr interessiert, der kann auch die passenden Jugendmarken kaufen. Einen schönen Stempel gab es passend dazu. So konnte Philatelie wirklich auch von Personen erlebt werden, die bisher wenig damit zu tun gehabt hatten.

Beim EB-Team konnten Sammler auch mal eine Bitte nach einem bestimmten Randstück äußern, die nach Möglichkeit auch erfüllt wurde. Die Marken wurden sauber getrennt, und auch sonst wussten die fachlich kompetenten Mitarbeiter der EB-Teams, was ihre Kunden so wünschen. Ausgefallene Dinge wurden durch einen Anruf vorher eingepackt und mitgebracht. Vereine konnten zudem ihre Veranstaltung mit einem lokalen Stempelbezug viel besser bewerben. Es war eine Gewinn-Situation für beide Seiten: Deutsche Post und Sammlervereine.

Seit Juli 2021 ist das Geschichte. Die Post hat in einer Hau-Ruck-Aktion die Erlebnis-Briefmarken-Teams aufgelöst. Die Mitarbeiter haben neue Aufgaben bekommen. Bedingt durch die Einschränkungen und den Wegfall von philatelistischen Veranstaltungen wegen Corona plante die Zentrale der Deutschen Post eine Neuausrichtung. Der Bund Deutscher Philatelisten hat gegen diese Entscheidung zu einer Protest-Aktion aufgerufen. Viele Vereine schickten Protestschreiben nach Bonn an die Zentrale der Deutschen Post AG. Nun stellt die Deutsche Post mit einem neuen „Event-Team“ eine stärkere Ausrichtung an philatelistischen Bedarfen in Aussicht; auf philatelieferne Tätigkeiten solle verzichtet werden. Viele Vereine und Landesverbände haben aber Zweifel, ob diese Neuausrichtung dem gut eingespielten bisherigen System gerecht wird. Dabei wird auch Ärger deutlich: Ein gut funktionierendes System wird ohne Rücksprache mit dem Verband aufgegeben. Fehlt es an Kommunikation auf der Ebene des Verbandes und den Verantwortlichen bei der Post?

Bereits geplante Veranstaltungen haben – im wahrsten Sinne des Wortes – das „Erlebnis Briefmarken“ verloren: Waren einige Stempel noch als EB-Team-Stempel angekündigt, kommen sie jetzt als „Philatelie-Stempel“ zum Einsatz. Auch das Verkaufsangebot entfällt, wie die Post in ihrer Informationsbroschüre „Stempel & Informationen“ mitteilt. So kündigte die Post an, bei der Zentralveranstaltung zum Tag der Jungen Briefmarkenfreunde in Hamburg Bergedorf zwar den Sonderstempel vor Ort zu führen, doch würden „im Rahmen dieses Events durch die Deutsche Post keine Produkte vor Ort zum Verkauf angeboten werden“. Über die weiteren Entwicklungen will die Post die Vereine, die sich an der Protest- Aktion beteiligt haben, informieren. Hoffentlich kommen die Verbände mit der Post hier ins Gespräch – die Philatelie hat es nötig.

Axel Brockmann


Sehr geehrter Herr Brockmann,

vielen Dank für Ihren Kommentar zur Aufl ösung der „Erlebnis: Briefmarken“-Teams der Deutschen Post. In der September-Ausgabe der MICHEL-Rundschau lasen Sie den Bericht „Weiterhin Aktionen zu Ersttagen“ mit aktualisierten Informationen von der Deutschen Post bezüglich zukünftiger philatelistischer Aktionen.

Mit freundlichen Grüßen
MICHEL


Weiterhin Aktionen zu Ersttagen

(tb) In der MICHEL-Rundschau 8/2021 berichteten wir über das Ende der „Erlebnis: Briefmarken“-Teams der Deutschen Post. Nach Druckunterlagenschluss langten weitere Informationen ein, die insbesondere für Vereine, die Sonderstempel in Auftrag geben möchten, interessant sind. Diese möchten wir im Folgenden nachtragen.

In der zweiten Juli-Hälfte teilte der Philateliedienst der Deutschen Post mit, dass BDPh-Mitglieder fortan 50 Prozent Rabatt auf die Einsatzpauschale von Sonderstempeln erhalten. Bei Bestellung über Weiden – nicht online – gewährt die Post zudem 15 Prozent Nachlass beim Kauf von Briefmarken auf Privatbestellung, die sogenannten „Briefmarken Individuell“. „Mindestabnahmebeträge im Zusammenhang mit Veranstaltungen entfallen“, hieß es zudem. Da aber zumindest auf den ersten Veranstaltungen nach der Abschaffung der EBT kein Verkauf mehr erfolgte, dürften Mindestabnahmebeträge ohnehin schwer erreichbar sein. „Zeitnah“ versprach die Deutsche Post schließlich den „Aufbau eines neuen zentralen persönlichen Ansprechpartners für Sammlervereine/ BDPh-Mitglieder zur Besprechung und Koordination von Veranstaltungsanfragen.“

Die in der MICHEL-Rundschau 8/2021 genannten Kontaktdaten sind um eine Rufnummer und eine E-Mail-Anschrift zu ergänzen. Als „Kontakt für Veranstaltungen“ nennt die Post die Rufnummer 09 61 – 38 18 – 28 66 und die E-Mail-Anschrift Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Für Stempelanfragen gelten die in der MICHEL-Rundschau 8/2021 genannten Daten.

Erfreulicherweise sieht die Deutsche Post die Ersttage weiterhin als philatelistisch an. „Aktionstage zur Erstausgabe“ und „Briefmarken-Präsentationstermine“ stehen in der Liste der weiterhin vorgesehenen Aktivitäten, des Weiteren natürlich Tauschtage, Veranstaltungen der philatelistischen Verbände sowie „nationale und internationale philatelistische Messen, Festivals und Repräsentanzen zum Beispiel auf Stadtfesten“. Im Punkt „aktionsbezogene Stempel und Sonderstempel“ fehlt zwar das Wort „philatelistische“. Da die Deutsche Post aber ausdrücklich darauf hinweist, dass „nicht-philatelistische Verkaufspräsenzen“ – hier nennt sie vor allem die Filialen der Postbank – und „sonstige Tätigkeiten ohne philatelistischen Bezug“ entfallen, kann man davon ausgehen, dass auch aktionsbezogene Gelegenheitsstempel nur noch im Zusammenhang mit philatelistischem Engagement erscheinen werden.

Schiffspoststempel, Flugbestätigungsstempel und Werbestempel – damit dürften die Maschinenwerbestempel gemeint sein – wird die Deutsche Post weiterhin führen. Auch die Maximumkarten bleiben erhalten. Sonderumschläge und Event-Umschläge treten die Nachfolge der EBT-Belege an. Schließlich kündigt die Deutsche Post an, dass für 2022 eine „vergleichbare philatelistische Präsenz“ wie 2019 geplant sei, also im Jahr vor Beginn der Coronakrise. Entscheidend dürfte in dieser Aussage wiederum das Wort „philatelistische“ sein, da ja Veranstaltungen ohne philatelistischen Bezug nicht mehr vorgesehen sind. Zu einem neuerlichen Besuch der „Queen Mary 2“ müsste also ein Briefmarkensammlerverein einen Stempel beantragen, damit das Ereignis auch philatelistisch in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wird.

Alle interessanten Leseranfragen und -Hinweise lesen Sie auch in der monatlich erscheinenden MICHEL-Rundschau.