Der Europäische Dachs (Meles meles) gehört zur Familie der Marder und stellt die größte heimische Gattung in dieser Familie dar. Das Verbreitungsgebiet umfasst nahezu das gesamte europäische Festland und reicht bis zum Kaukasus und nach Afghanistan. In Mitteleuropa ist der Dachs weit verbreitet und in Deutschland fast flächendeckend anzutreffen.

Der Europäische Dachs gilt als nicht gefährdet. Doch durch den Rückgang von naturnahen Wäldern nimmt die Qualität seines Lebensraums stetig ab, zudem sterben viele Dachse beim Überqueren von Straßen und Autobahnen.

Bei guten Bedingungen können die Tiere ein Alter von fünfzehn Jahren und ein Gewicht von sieben bis vierzehn Kilogramm erreichen. Dachse leben bevorzugt in Mischwäldern mit ausgeprägter Strauchschicht in hügeligen Regionen; sie kommen aber auch in reich strukturierten Kulturlandschaften mit Heckenbereichen und Gehölzen vor. Meister Grimbart, wie der Dachs im Volksmund und in Fabeln genannt wird, ist ein Allesfresser. Wichtiger als die Zusammensetzung des Nahrungsangebots ist ihm die Beschaffenheit des Bodens: Er siedelt sich nur dort an, wo er Erdbauten anlegen kann, die ihm als Behausung dienen. Solche Dachsburgen werden häufig von mehreren Generationen bewohnt und über Jahrzehnte stetig erweitert, sodass sich ein solches System aus unterirdischen Gängen, Kammern und Röhren bisweilen über viele hundert Meter erstreckt.

Europäische Dachse, meist zwei bis fünf pro Wurf, kommen zwischen Januar und März zur Welt. Die zunächst blinden und weiß behaarten Neugeborenen sind zwischen zwölf und achtzehn Zentimeter lang und zwischen neunzig und hundertzehn Gramm schwer. Die typische Färbung des Fells mit der markanten Gesichtsmaske entwickelt sich nach einer Woche, die Augen öffnen sich nach einem Monat. Nach sechs bis sieben Wochen beginnen die kleinen Dachse in den Erdbauten umherzuwandern, im Frühsommer erkunden sie erstmals die Umgebung. Im zweiten Lebensjahr suchen sich die jungen Dachse eigene Territorien.

Anders als der Dachs, gehört der Eurasische Luchs (Lynx lynx), der auch als Nordluchs bezeichnet wird, zur Familie der Katzen. Einst in allen westeuropäischen Waldgebieten verbreitet, wurde er durch gezielte Verfolgung und die Zerstörung seines Lebensraums um 1850 in Deutschland ausgerottet und war zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch aus weiten Teilen Mittel- und Südeuropas verschwunden. Aufgrund verschiedener Wiederansiedlungsprojekte gibt es hierzulande heute wieder kleine Luchspopulationen, unter anderem im Harz, im Bayerischen Wald und im Pfälzerwald.

Der Eurasische Luchs, der eine Schulterhöhe von fünfzig bis siebzig und eine Kopf-Rumpf-Länge von achtzig bis hundertzwanzig Zentimetern erreicht, ist ein ausgesprochener Einzelgänger mit stark ausgeprägtem Gehörsinn. So ist er in der Lage, das Rascheln einer Maus noch auf fünfzig Meter Entfernung wahrzunehmen. Bei der Jagd auf Beutetiere können Luchse kurzzeitig mit einer Geschwindigkeit von beinahe siebzig Kilometern pro Stunde sprinten. Besonders auffallend sind die bis zu fünf Zentimeter langen Haarpinsel an den Ohrspitzen, die dem Luchs den Beinamen „Pinselohr“ eingebracht haben, der weit abspreizbare Backenbart und das bei jedem Tier individuell gefleckte Fell. Luchse sind Waldbewohner, die sehr große Gebiete von bisweilen mehreren hundert Quadratkilometern für sich beanspruchen.

Eurasische Luchse paaren sich zwischen Februar und April. Etwa zweieinhalb Monate danach bringt die Luchsin an einem geschützten Ort ein bis fünf Junge zur Welt. Sie zieht den Nachwuchs alleine auf und säugt die kleinen Luchse, die nach der Geburt circa ein halbes Pfund wiegen, maximal fünf Monate lang. Schon ab der vierten Woche ernähren sie sich auch von der von der Mutter gerissenen Beute. Viele Jungtiere fallen jedoch Krankheiten oder Fressfeinden zum Opfer, sodass nur etwa die Hälfte eines Wurfs das erste Jahr überlebt. Im Frühjahr verlassen die jungen Luchse das Streifgebiet der Mutter und machen sich auf die Suche nach eigenen Revieren.

Erstausgabetag: 7. April 2022

Neuheitenmeldungen weltweit finden Sie in der MICHEL-Rundschau, der monatlichen Fachzeitschrift für Briefmarkensammler.