Geschichten sind das älteste Kulturgut der Menschheit. Von mehr oder weniger literarisch überformten wahren Begebenheiten bis hin zu vollständig fiktionalen Erzählungen gibt es verschiedene Formen, die sich in vielerlei Hinsicht überschneiden können. Märchen, Mythen und Sagen sind in allen Teilen der Welt entstanden, und doch sind sich viele Inhalte über Zeiten, Sprachen und Kulturen hinweg erstaunlich ähnlich, denn Geschichten spiegeln die Grunderfahrungen des Menschen.

Das Märchen ist in aller Regel frei erfunden und dient der Unterhaltung, wobei es häufig auch eine Lehre oder Moral vermitteln kann. Charakteristische Merkmale sind die weder zeitlich noch örtlich festgelegte Handlung, austauschbare, archetypische Akteure sowie das Erscheinen fantastischer Elemente. Mythen wollen dagegen die Welt erklären und erheben damit einen Anspruch auf Wahrheit. Dennoch handelt es sich auch hier um Geschichten von Göttern, Geistern und anderen Wesen. Sagen haben oft ähnliche übernatürliche Inhalte, wobei der Schwerpunkt auf den menschlichen Stärken und Schwächen liegt, doch sind die Ereignisse mit realen Begebenheiten sowie Personen- und Ortsangaben verbunden. Damit steht der Realitätsbezug der Sagen über dem der Märchen und Mythen.

Das Element, das sie alle wie kein anderes verbindet, ist das fantastische. Eines der häufigsten Motive aus diesem Reich ist der Drache und der Kampf mit ihm. Das schlangenartige Mischwesen mit den Eigenschaften verschiedener Tiere ist zumeist ein Sinnbild des Chaos oder die Verkörperung des Bösen. Im Hochmittelalter ist das Bezwingen des Ungeheuers im Lebenslauf eines literarischen Helden nahezu obligatorisch. Heutzutage hat sich das Bild des rein bösen Drachen gewandelt. In den modernen Medien zeigt er meist keine negativen Eigenschaften mehr.

Erstausgabetag: 5. Mai 2022

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