(tb) Auch in der KEP-Branche wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Das musste die Deutsche Post im ersten Quartal feststellen. Die Sendungemengen im Paketsektor stiegen nicht mehr, wie zuvor über mehrerer Quartale hinweg, sondern sanken.

Zwischen Januar und März transportierte der Konzern fast ein Fünftel weniger Pakete als im Vorjahresquartal. In diesem waren die Volumina allerdings geradezu explodiert, da wegen der Corona-Pandemie zahlreiche stationäre Einzelhandelsgeschäfte zwangsweise geschlossen hatten. Dieser Effekt entfiel in diesem Jahr.

Die erheblichen Preissteigerungen bei vielen Artikeln und die Unsicherheit nach der russischen Agression gegen die Ukraine dämpften zudem das Interesse der Konsumenten an Einkäufen im Versandhandel. Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post, wies allerdings auf der Hauptversammlung des Konzerns deutlich darauf hin, dass die Sendungsmengen noch immer weit oberhalb des Niveaus vor der Corona-Pandemie lägen. Auch für die Zukunft rechnet der Post-Vorstand mit einem Wachstum in diesem Segment, mögen die Wachstumsraten auch niedriger ausfallen als in früheren Jahren. Keine großen Sorgen bereiten dem Vorstand die Aktivitäten des Versandhandelsunternehmens Amazon. Dessen Anteil am Konzernumsatz läge bei weniger als zwei Prozent, sei somit zwar nicht vernachlässigbar, habe aber auch keine großen Auswirkungen auf die Geschäftspolitik. Das Ziel müsse sein, stets den besten Service und die beste Qualität zu bieten, erklärte Appel und verwies darauf, dass die Deutsche Post bei anderen Großversendern zunehmende Sendungsmengen verbuchen könne. Amazon baut die eigene Zustellung stetig aus. Auffällig sind aber die Qualitätsmängel, beispielsweise wenn Zusteller eine größere Zahl Sendungen einfach zur Selbstbedienung im Treppenhaus ablegen.

Insbesondere Geschäftskunden müssen in Zukunft mit steigenden Entgelten der Deutschen Post rechnen. Die höheren Preise für Kraftstoff und Strom machen sich naturgemäß auf der Kostenseite bemerkbar. Einen Teil der Entwicklung kann die Deutsche Post zwar durch Sparmaßnahmen in anderen Bereichen ausgleichen; beispielsweise weitet sie die Vebundzustellung von Briefen und Paketen auf inzwischen mehr als die Hälfte der 55.000 Zustellbezirke aus, sodass die rückläufigen Mengen im Briefdienst aufgefangen werden. Die Post beobachtet die Energiepreise aber genau. Zum Konzernergebis trage das klassische Brief-und Paketgeschäft allerdings nur noch etwa 16 Prozent bei, erklärte Appel und nahm damit gleich jenen den Wind aus den Segeln, die Portoerhöhungen gern mit höheren Ergebnissen gleichsetzen.

Positiv bewertet die Deutsche Post die Anhebung des Mindestlohns von 9,82 auf zwölf Euro die Stunde. Dadurch schrumpfe der Lohnabstand zu jenen Wettbewerbern, die trotz der Probleme, geeignetes neues Personal zu finden, weiterhin die Zusteller zum niedrigstmöglichen Lohn bezahlen.