Künstlerisch, fantasievoll, surreal – so sind die Postwertzeichen der neuen Dauerserie „Welt der Briefe“. Auf spielerische Weise verbinden sie die verschiedensten Lebenswelten mit dem Brief, dem persönlichsten Botschafter der Welt, und kreieren ein originelles Gesamtbild, das zum Sammeln einlädt und die Lust am Schreiben zu neuem Leben erweckt.

Briefmarkenperle

Seit am 6. Mai 1840 in Großbritannien mit der One Penny Black die erste Briefmarke der Welt erschien, faszinieren die kleinen Papierstücke die Sammlerschaft.

Viele sind heute allein aufgrund ihres Alters überaus wertvoll. Vor allem aber Platten-, Farb- und andere Produktionsfehler verleihen alten wie neuen Briefmarken einen Seltenheitswert. Manchmal ist es auch einfach die Geschichte hinter der Marke oder dem Brief, die so faszinierend ist und das Sammlerstück zu einer Perle der Philatelie macht. Symbolisch dafür steht die „Briefmarkenperle“, das neue Postwertzeichen in der Dauerserie „Welt der Briefe“.

Selbst Laien ein Begriff ist die Blaue Mauritius, die 1847 zusammen mit ihrer roten Schwester ausgegeben wurde und heute ein Vermögen wert ist. Die derzeit teuerste Einzelbriefmarke ist allerdings die British Guiana 1 Cent magenta, eine Notfallausgabe aus dem Jahr 1856, von der lediglich ein Exemplar bekannt ist. Auch die gelbe Tre Skilling Banco von 1855 aus Schweden, die eigentlich blau-grün werden sollte, existiert wohl nur ein Mal. Immerhin vier Briefmarken sind vom Baden-Fehldruck von 1851 verzeichnet, der rosa hätte werden sollen, jedoch grün herauskam. Kein Farb-, sondern ein Druckfehler ist die berühmte US-amerikanische Inverted Jenny von 1918, die ein auf dem Kopf stehendes Flugzeug zeigt. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit ist die deutsche Audrey-Hepburn-Marke, die 2001 vor der Ausgabe zurückgezogen wurde und seither zu den Raritäten zählt, die das Herz eines jeden Philatelisten höherschlagen lassen.

Briefmühle

Als Kommunikationsträger ist es aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken: das Papier. Wir benötigen es für Zeitungen, Bücher und Plakate, für Briefe, Postkarten und Umschläge, aber auch als Zahlungsmittel in Form von Banknoten und Postwertzeichen. Wie Gemälde, für die man in der Regel ebenfalls Papier braucht, sind Briefmarken kleine Kunstwerke, die Gefühle und Eindrücke vermitteln, Geschichte erlebbar machen, besondere Menschen in Erinnerung rufen, Märchen erzählen, Kindheitserinnerungen wecken, große Momente aufleben lassen, Staunen hervorrufen und unser Allgemeinwissen aufbessern. Als fantasievolles Symbol der Papierherstellung darf das neue Postwertzeichen „Briefmühle“ gelten.

Die Urform des heutigen Papiers stammt aus dem alten China. Im Jahr 105 dokumentierte der kaiserliche Hofbeamte Tsai Lun das Verfahren der Papierherstellung, das im Grunde bis heute gleich geblieben ist, erstmals schriftlich. Von hier aus wanderte das Wissen erst nach Korea und Japan, später in die arabische Welt und schließlich über Spanien nach Europa. In Italien wurde die Methode im 13. Jahrhundert durch Stampfwerke in mit Wasserkraft betriebenen Papiermühlen entscheidend verbessert und breitete sich über Europa aus. Die erste deutsche derartige Mühle baute 1390 der Nürnberger Handelsherr Ulman Stromer. Und selbst nach all den Fortschritten hin zur modernen Großindustrie gibt es auch heute noch produzierende, jahrhundertealte Papiermühlen sowie das traditionelle Handwerk des Papierschöpfens. Vor allem Künstler schätzen das edle sogenannte Büttenpapier.

Briefbaum

Auch im Zeitalter der elektronischen Kommunikation bleibt das Papier unverzichtbar. Wir benötigen es für amtliche und offizielle Schreiben, aber auch für Zeitschriften und Bücher, die physisch erlebbar bleiben sollen.

Bis dahin war es jedoch ein weiter Weg. Die Urform des Papiers stammt aus China, wo das Verfahren der Herstellung aus Pflanzenfasern im Jahr 105 erstmals dokumentiert wurde. Nachdem die Papierproduktion lange Zeit eine handwerkliche Tätigkeit geblieben war, erfand der Franzose Nicholas-Louis Robert Ende des 18. Jahrhunderts die erste Papiermaschine. 1843 gelang dem deutschen Weber Friedrich Gottlob Keller die mechanische Zerfaserung von Holz zu Holzschliff – ein Meilenstein in der Papierherstellung. Den chemischen Aufschluss von Holz zu Zellstoff entdeckten 1851 der US-Amerikaner Hugh Burgess und der Engländer Charles Watt. Auch heute stellen Holzschliff und Zellulose die Hauptrohstoffe der großindustriellen Papierproduktion dar. Das traditionelle Handwerk des Papierschöpfens existiert indes bis heute; es wird von den Herstellern des Büttenpapiers aufrechterhalten.

Als fantasievolles Symbol versinnbildlicht das neue Postwertzeichen „Briefbaum“ die Grundlagen der Papierproduktion.

Briefballons

Die ersten Luftfahrzeuge, die den uralten Traum des Menschen, fliegen zu können, in einem gewissen Umfang ermöglichten, waren Heißluftund Gasballons. Schon bald nach ihrer Erfindung wurden sie für die Überbringung von Nachrichten genutzt. Das wohl berühmteste Beispiel ist die Pariser Ballonpost während des Deutsch-Französischen Krieges. Um trotz der Belagerung der französischen Hauptstadt militärische Depeschen und Briefe übermitteln zu können, hoben zwischen dem 23. September 1870 und dem 28. Januar 1871 fast siebzig unlenkbare, zumeist bemannte Gasballons ab. Weil eine Rückkehr unmöglich war, fuhren bald auch Brieftauben in Käfigen mit, die dann Botschaften nach Paris brachten. Heute gehören die Briefe und Taubentelegramme der Pariser Ballonpost zu begehrten und teuren Sammlerstücken, da nur wenige erhalten geblieben sind.

Auch heute noch können Nachrichten mithilfe von Ballons versendet werden. Die unbemannte Variante ist mit Wasserstoff oder Helium befüllt. Sie wird mit einer Postkarte, der eigenen Adresse und der Bitte, ein Finder möge antworten, dem Wind übergeben. Spektakulärer ist jedoch immer noch die Beförderung von Postsendungen mit bemannten Heißluftballons. Die Briefe und Postkarten werden frankiert, adressiert und nach der Ballonfahrt von der Post weitertransportiert. Mit seinem farbenfrohen Motiv erinnert das neue Postwertzeichen „Briefballons“ an diese außergewöhnliche Möglichkeit, Botschaften auszusenden.

Erstausgabetag: 4. August 2022

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