Tod oder der neue Postminister von Ankh-Morpork werden?
Im Buch „Ab die Post“ von Terry Pratchett stellt sich diese Entscheidung als schwieriger dar, als unser-einer vermuten würde, denn das Postamt der Stadt Ankh-Morpork in der fiktiven Scheibenwelt ist mehr als nur heruntergekommen.
Nichtsdestotrotz entscheidet sich der verurteilte Hochstapler Feucht von Lipwig dafür, der Hinrichtung zu entgehen und dafür fortan den geflügelten goldenen Hut des Postministers zu tragen. Dabei wird er das Postwesen der vermutlich witzigsten fiktiven Stadt der Welt komplett umkrempeln – und nebenbei nicht nur die Briefmarke, sondern auch das Briefmarkensammeln erfinden.
Was im echten Leben ein Prozess ist, der sich über Jahrzehnte hingezogen hat, entwickelt sich hier rasant über Nacht. So schnell, dass auch die logistischen Aspekte der Post zum Problem werden: Wie können Briefmarken schneller und technisch hochwertiger gedruckt werden? Wie wurde die Perforation erfunden? Was haben die Leute eigentlich vorher gesammelt? (Stecknadeln! Leider hatten diese nicht genug Variation, um das Sammlerherz zu befriedigen.) Und wie schlägt sich das Postsystem gegen neuere, schnellere Kommunikationsmittel?
All diesen Fragen widmete sich Sir Terry Pratchett, einer der bekanntesten Fantasy-Autoren weltweit, der bis zu seinem Tod im Jahr 2015 über 100 Bücher veröffentlich hat. In seiner bekanntesten Serie, der beliebten Scheibenwelt, betrachtete Pratchett immer wieder literarische, soziale und historische Thematiken des echten Lebens, und versetzte diese in die absurd-komische Welt, die auf vier Elefanten lastet, die wiederum auf einer riesigen, durch den Weltraum schwimmenden Schildkröte stehen.
Und „Ab die Post“, ein Buch über fiktive Briefmarken, ist als nur eines von vier Scheibenwelt-Büchern im Jahr 2010 sogar verfilmt worden!
Terry Pratchett selbst war in jungen Jahren begeisterter Briefmarkensammler und verlor das Interesse am Hobby auch später im Leben nicht. Tatsächlich erkennt man die Liebe zum Hobby nicht nur in seinem literarischen Werk, sondern auch in der Schaffung eines ganz besonderen Sammelgebietes: Der Scheibenwelt-Briefmarken
Von ihm selbst stammt die Idee, eine Vignettenserie herstellen zu lassen, die sich in ihrer Qualität nicht vor echten Postwertzeichen verstecken muss. Tatsächlich half er selbst bei der Restauration einer viktorianischen Perforationsmaschine im Bath Postal Museum, die später seine eigenen Vignetten perforieren sollte, und eine Sammlung von Scheibenwelt-Vignetten befindet sich heute in der British Library Philatelic Collection in London.
Die offizielle Webseite „www.discworldemporium.com” gibt jedes Jahr mehrere neue Briefmarken der Scheibenwelt heraus, darunter einige wiederkehrende „Freimarken“-Serien wie den „Schwarzen Patrizier“ (eine Persiflage der Penny Black), sodass der geneigte Sammler hier ein lebendiges Sammelgebiet mit Marken, Bogenware und sogar FDCs findet, das zwar keine Relevanz für den tatsächlichen Postverkehr hat, aber doch eine amüsante Ergänzung zu realen Sammelgebieten darstellt.
Diese Vignetten, natürlich alle nicht frankaturgültig, werden inzwischen aber von realen Briefmarken ergänzt. Im Jahr 2011 erschienen in Großbritannien bereits die Portraits des Zauberers Rincewind sowie der Hexe Nanny Ogg auf den Marken GB MiNr. 3059–3060 im Rahmen der Ausgabe über Fantasyliteratur; dieses Jahr folgte nun zum 40. Jahrestag der Scheibenwelt-Romane eine Serie mit 8 verschiedenen Motiven (GB MiNr. 5254–5261 sowie 5262–5269), die ebenfalls Portraits verschiedener Scheibenwelt-Charaktere abbilden und Pratchetts Lebenswerk zelebrieren.