(tb) Der tschechische Unternehmer Daniel Křetínský möchte den britischen Postkonzern IDS vollständig übernehmen. Mitte April gab er ein Gebot über 3,20 Pfund für die Aktie ab. Damit würde er drei Milliarden Pfund in die Hand nehmen, um seine bisherige Beteiligung von 27,5 auf hundert Prozent ausbauen und IDS von der Börse nehmen zu können.
Die International Distributions Services (IDS) sind der Mutterkonzern der einstigen Staatspost, der Royal Mail, und des international operierenden Paketdienstes General Logistics (GLS). Während Erstere erhebliche Verluste erwirtschaftet, präsentiert GLS stets stolze Gewinne. Daher vermuten Marktbeobachter, dass Křetínský den Konzern zerschlagen und GLS als eigenständiges Unternehmen führen möchte. Dann wäre den Gepflogenheiten der Börse zufolge GLS mehr wert als heute.
Der Vorstand der IDS hat das Gebot einstimmig abgelehnt. Mit 3,20 Pfund pro Aktie sei der Konzern deutlich unterbewertet, hieß es zur Begründung. Ob der Vorstand damit Křetínský zu einem höhen Gebot bewegen kann, ist offen. Als die Royal Mail 2013 an die Börse ging, kostete die Aktie noch gut fünf Pfund. Allerdings sind seitdem die Briefvolumina drastisch gesunken und zugleich die Kosten deutlich gestiegen. Im Paketbereich gab es zwar ein klares Wachstum, das aber weniger hoch ausfiel als bei Wettbewerbern.
Um die Kosten zu senken, beantragte unterdessen die Royal Mail bei der Aufsichtsbehörde Ofcom, Briefe der zweiten Klasse nur noch an drei Wochentagen und Massensendungen nach drei statt bisher zwei Lauftagen zustellen zu müssen. Sonnabends solle es gar keine Briefzustellung in diesen Segmenten mehr geben. Nur Briefe der ersten Klasse, die heute lediglich einen kleinen Teil des Postaufkommens umfassen, sollen noch an allen Werktagen zugestellt werden.