Vier Auktionen mit seltenen Stücken von der Antike bis zur Gegenwart führt das Osnabrücker Auktionshaus Künker vom 11. bis zum 15. März 2019 durch. Zahlreiche Spezialsammlungen kommen zur Versteigerung, darunter die Sammlung Dr. W. R. Ostkelten und Magna Graecia, die Sammlung Dr. Klaus Berthold von Münzen der römischen Kaiser und die Sammlung Heinz Thormann von Münzen, Medaillen, Marken und Zeichen des Landes und des Gesamthauses Anhalt.

Abgerundet wird das Angebot durch eine Reihe von spannenden Serien, so Schweizer Goldprägungen in feinster Erhaltung, Goldgulden aus Köln und Trier sowie eine exquisite Auswahl der Bullionprägungen der deutschen Hyperinflation: Der Goldmünzen des Nürnberger Goldschmieds Josef Wild.

 

Auktion 318: Münzen der antiken Welt

In Auktion 318 wird der zweite Teil der Sammlungen Dr. W. R. versteigert. Diesmal handelt es sich um die Prägungen der Ostkelten (182 Nrn.) sowie eine exquisite Auswahl von Silber- und Bronzemünzen aus Magna Graecia und Sizilien (272 Nrn.). Auch seltene Münzstätten wie das bruttische Skylletion, das sizilische Assoros oder das afrikanische Gaulos, sind vertreten. Der seltenste Silberstater der Sammlung dürfte ein Stater aus Lokroi Epizephyrioi sein, der auf der Rückseite das Bündnis mit den Römern nach Abzug des Feldherrn Pyrrhos feierte. Es handelt sich um ein ausgezeichnet erhaltenes, überaus seltenes Zeugnis der griechisch-römischen Geschichte.

Es folgen keltische und griechische Prägungen aus verschiedenem Besitz. Ein zweiter Höhepunkt der Auktion ist die Versteigerung der Sammlung Dr. Klaus Berthold von Münzen der römischen Kaiserzeit. Selbst Arzt in dritter Generation galt seine ganze Leidenschaft der Archäologie und der Geschichte. Mit Unterstützung von Alois Wenninger, seit 1990 Leiter der numismatischen Abteilung des Bankhauses Aufhäuser, baute Dr. Berthold eine vom historischen Standpunkt aus äußerst interessante Sammlung auf, die noch dazu durch die Erhaltung der Stücke heraussticht. Das zeitliche Spektrum reicht von Caesar bis fast zum Untergang Westroms. Vertreten sind auch eine Vielzahl der nur kurzlebigen Herrscher und ihre Angehörigen, darunter so selten gesehene wie Britannicus, Domitilla, Manlia Scantilla, Annia Faustina, Pacatianus, Uranius Antoninus, Vabalathus, Nigrinianus, Julian von Pannonien, Martianus, Nepotianus, Flavius Victor, Eugenius, Johannes und Julius Nepos.

Dr. Berthold interessierte sich für die gesamte Kaiserzeit, ein Grund, warum auch das dritte Jahrhundert mit bestens erhaltenen Raritäten ausgezeichnet repräsentiert ist. Seine Sammlung enthält umfangreiche Serien, so die begehrten Divus-Prägungen, die bis jetzt Traianus Decius zugeschrieben wurden, von den Autoren des Katalogs aber der Festprägung unter Philippus Arabs von 248 zugeordnet werden. Kenner wissen sicher auch die 18 Lose umfassende Serie von Legionsprägungen des Gallienus zu würdigen! Die Münzen aus einer „niederrheinischen Privatsammlung“ ergänzen die Sammlung Dr. Klaus Berthold optimal. Und für Freunde von Goldmünzen - ob perfekt oder erschwinglich - gibt es auch einiges zu sehen.

Der Katalog schließt mit byzantinischen, orientalischen und islamischen Münzen. Darunter befindet sich eine kleine Serie von Prägungen der Gupta aus Indien. Die Gupta waren eine altindische Herrscherdynastie, die auf dem Höhepunkt ihrer Macht zwischen dem 4. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. ein Gebiet kontrollierte, das hinsichtlich seiner Ausdehnung durchaus mit dem römischen Imperium mithalten konnte.

 

Auktion 319: Münzen und Medaillen aus Mittelalter und Neuzeit

Am 12. und 13. März findet Auktion 319 statt. Die Versteigerung beginnt mit den Prägungen des Auslands.

Wie immer entdeckt der Sammler eine Fülle von interessanten Einzelstücken in unterschiedlichsten Preislagen. Als Beispiel sei einmal nicht eine extrem teure, sondern eine extrem interessante Medaille erwähnt: Der französische Stempelschneider Guillaume Dupré schuf eine Medaille auf den bedeutenden Gartenbautheoretiker Jacques Boyceau de la Barauderie (ca. 1560-1633). Die Rückseite zeigt aber nicht einen Barockgarten, sondern eine äußerst komplexe Darstellung: Seidenraupen kriechen über den Boden, um als schmetterlingsartige Motten in den Himmel zu fliegen. Es handelt sich um ein Emblem, das mit den Worten umschrieben wird: Geboren im Dreck, strebe ich nach meinem Werk zu den Sternen. Damit könnte auch die Karriere eines Mannes aus dem niederen Adel umschrieben sein, der durch die Gestaltung der königlichen Gärten von Heinrich IV. und Ludwig XIII. in die höchsten Kreise aufstieg.

Mehr als 1200 Nummern sind Raritäten aus Altdeutschland gewidmet. Heben wir hier das mit 50.000 Euro am höchsten geschätzte Stück der Auktion hervor. Es handelt sich um ein ungewöhnlich sauber ausgeprägtes Exemplar eines vorzüglichen Reichstalers von Albrecht von Wallenstein aus dem Jahr 1627. Sind dessen Taler sowieso schon selten, sind sie in dieser Erhaltung absolute Raritäten.

Am Ende der Abteilung Altdeutschland steht eine hoch interessante Sammlung von mittelalterlichen Prägungen (ca. 1100 Stück), die mit einer Schätzung von 30.000 Euro als ein Los angeboten wird. Es handelt sich um ein Los, das unbedingt besichtigt werden muss.

 

Auktion 320: Die Sammlung Heinz Thormann

Heinz Thormann ist nicht nur Kunden des Hauses Künker wohl vertraut. Der „Nestor der Anhalt-Numismatik“ gehört zu den Sammlern und Münzhändlern, die mit ihren Untersuchungen den Wissenstand über ihr Forschungsgebiet erheblich erweitert haben. Seine Sammlung von Münzen, Medaillen, Marken und Zeichen des Landes und des Gesamthauses Anhalt ist ein Zeugnis für seine Leidenschaft, vor allem im Bereich der mittelalterlichen Münzprägung. Der Autor des Katalogs, Dr. Martin Ziegert, konnte für seine Arbeit auf die sorgfältigen Bestimmungen von Heinz Thormann zurückgreifen, so dass der Katalog 320 ein letztes Vermächtnis eines bedeutenden Sammlers und Wissenschaftlers ist.

Für die Anhalt-Forschung ist dieser Katalog ein wichtiges Standardwerk, das seinen Platz in den Bibliotheken finden wird.

 

Auktion 321: Goldprägungen, Deutsche Münzen ab 1871

Der Freitag ist den Goldprägungen gewidmet, und hier sind gleich einige Highlights und besondere Serien zu erwähnen. Unter den Münzen des Auslands sticht eine kleine Serie von Schweizer Goldmünzen in feinster Erhaltung heraus. Die knapp 70 Lose stammen aus Basel, Bern, Genf, Luzern, Solothurn, Uri und Zürich, aus der Zeit der Helvetischen Republik und der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Das spanische Kolonialreich ist mit seinen Gebieten in Übersee außergewöhnlich gut vertreten, vor allem aus der Münzstätte Lima (heute Peru) stammen einige überdurchschnittlich erhaltene Gold Cobs.

Die Sektion Altdeutschland enthält eine Fülle von interessanten Serien, so die verschiedenen Flussgolddukaten aus der Pfalz und Bayern. Eine umfangreiche Serie von Kölner und Trierer Goldgulden führt uns mitten hinein in die Zeit des Mittelalters. Währungsgeschichtlich von höchstem Interesse ist eine äußerst umfangreiche Sammlung von Prägungen des Nürnberger Goldschmieds Josef Wild, die während der Zeit der Hyperinflation entstanden. Künker kann nicht nur die relativ häufigen Prägungen zu 3 und 2 Goldmark anbieten, sondern auch die großen Seltenheiten zu 100 und 50 Goldmarkt.

Das 100-Goldmark-Stück zeigt sogar ein Porträt des missionarischen Geldtheoretikers. Josef Wild wollte nämlich anscheinend mit seinen Prägungen nicht in erster Linie ein Geschäft machen, sondern dem staatlichen Papiergeld einen unabhängigen und privaten Wertmesser namens Goldmark entgegensetzen.

Der Auktionskatalog schließt mit einem umfangreichen Angebot von Münzen des Deutschen Kaiserreichs, darunter ein nur in 50 Exemplaren geprägtes 20 Pfennig-Stück 1887 E (für Dresden) in Stempelglanz (Schätzung: 7.500 Euro) und ein 20 Mark-Stück aus der älteren Linie von Reuss 1875 in fast Stempelglanz / Stempelglanz (Schätzung: 35.000 Euro).  

 

 

 

Abbildungen

Abbildungen 1 und 2: Nr. 277; Lokroi Epizephyrioi (Bruttium). Stater um 275 v. Chr. Sehr selten. Gutes sehr schön. Aus Sammlung Dr. W. R. Taxe: 2500,- Euro

Abbildungen 3 und 4: Nr. 4245; Wallenstein. Albrecht, 1623-1634, Herzog von Friedland. Reichstaler 1627, Jitschin. In dieser Erhaltung äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 50.000,- Euro

Abbildungen 5 und 6: Nr. 6820; Nürnberg / Prägungen des Josef Wild. 100 Goldmark 1927, Nürnberg. Vermutlich 3. bekanntes Exemplar. Vorzüglich. Taxe: 5.000,- Euro

Text und Abbildungen: Auktionshaus Künker