Liebe MICHEL-Redaktion,

heute wende ich mich mit einer Bitte an Sie: Als Sammler konnte ich eine DR 147 PFä geprüft erwerben.

Nur leider kann mir niemand das dazugehörige Wissen geben. Im MICHEL-Deutschland-Spezial Band 1 findet man die Marke unter Deutsches Reich MICHEL-Nummer 140–153 als „Kölner Postfälschung“ MiNr. 147 PFä mit der Beschreibung „schlechter Steindruck, oWz., gez. L 13“ jedoch keine weiterführenden Hintergrundinformationen. Selbst der Prüfer, der die Marke geprüft hatte, konnte mir nichts Näheres mitteilen. Auch Wikipedia konnte nur passen.

Falls Sie mir weiterhelfen könnten, den „Kriminalfall“ zu lösen, wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen von A.


Sehr geehrter Herr von A.,

eine interessante Frage, zu der auch wir erst einmal Ermittlungen anstellen mussten! Die heiße Spur lieferte uns schließlich das „Handbuch Germania-Marken“ der Arbeitsgemeinschaft Germania-Marken e.V., das die Hintergründe zwar selbst auch nicht detailliert darstellt, aber für Einzelheiten auf das Kohl-Handbuch verweist. Im Folgenden zitieren wir aus dem immer noch unverzichtbaren Werk „Kohls Briefmarken-Handbuch und großer Katalog“ in der von Dr. Herbert Munk bearbeiteten 11. Auflage:

"Im Nov. 1921 gelangte in Köln eine Postfälschung der olivgrünen 60 Pf.-Marke in den Verkehr. Anscheinend wurde dieselbe in großen Mengen hergestellt, aber sehr bald, nachdem sie in den Verkehr gebracht war, von der Post als Fälschung erkannt, da nach Meldungen der Fachpresse angeblich 90 000 (?) Stück bei den Fälschern beschlagnahmt wurden, während die Zahl der mit der Fälschung frankierten und beförderten Briefe nach einer amtlichen Auskunft der O.P.D. Köln (...) ‚vermutlich nur gering war‘. Die Meldung einzelner Fachblätter, daß ungebr. Stücke von der O.P.D. auch an Sammler abgegeben würden, war nach Auskunft der O.P.D. selbst unrichtig; lediglich dem Erkennungsdienst der Kriminalpolizei wurden Bögen überlassen. Doch sind einzelne Bogenteile für Sammler aufgeteilt, und auch auf Brief sind einige Fälschungen nach der amtlichen Auskunft unbemerkt hinausgelangt (...).“

Sodann wird die Marke selbst genauer beschrieben:

„Die in schlechtem Steindruck hergestellte Fälschung wurde in Bögen zu 10 x 10 mit Reihenwertzahlen usw. auf den Bogenrändern, wie die Originalbögen, gedruckt. Minderwertiges, trübes und maschiges Pap. ohne Wz; Linienzg. 13. Wertziffern, besonders die beiden ‚6‘, viel zu klein, rechte 6 vollkommen verzeichnet. Inschrift vielfach abweichend, Nase der Germania zu lang, usw. Farbe etwa bronzegrün.“

Das „GPS Reference Manual of Forgeries“ Band 5 von Dr. Werner M. Bohne zeigt übrigens eine große Schwarz-Weiß-Abbildung der Originalmarke und der Postfälschung – aber Abbildungen der Deutsches Reich MiNr. 147 PFä gibt es natürlich inzwischen auch im Internet.

Mit freundlichen Grüßen
MICHEL


Liebe MICHEL-Redaktion,

vielen Dank für Ihre Mühewaltung und die fundierte Antwort auf mein Anliegen. Damit haben Sie mir sehr geholfen, und so konnte ich eine Sammlung komplettieren.

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen von A.

Alle interessanten Leseranfragen und -Hinweise lesen Sie auch in der monatlich erscheinenden MICHEL-Rundschau.