(tb) Aufsehen erregte die neue Europäische Kommission mit ihrem Arbeitsprogramm für 2020. In Punkt 43 kündigte sie an, „die Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen, um die Nachteile und Herausforderungen von deren Nutzung zu beheben.“

Zu dem Zweck will die Kommission unter Führung Ursula von der Leyens (CDU) europaweit einheitliche Rundungsregeln einführen. Vor allem die Kosten gelten der Kommission als Nachteil. Material und Prägung liegen oberhalb des Nennwertes der Münzen. Auch die Lagerung, der Transport und das nötige Zählen der Kleinstmünzen kostet Geld. Dass der Umschlag im Einzelhandel nicht eins zu eins erfolgt, kann ein jeder beobachten, wenn Mitarbeiter eines Supermarktes Kleingeldrollen in die Kasse legen.

Den Kosten gegenüber steht der volkswirtschaftliche Nutzen, mit dem die Befürworter der Kleinstmünzn argumentieren. Deren Umlauf ermöglicht zweifellos präzisere Preisangaben. Zudem bremsen Kleinstmünzen mutmaßlich die Geldentwertung, da die Käufer genauer hinschauen. Diese Effekte zu messen, ist wissenschaftlich aber kaum möglich, da bei Untersuchungen dieser Art Kontrollgruppen gebildet werden müssten. Eine Gruppe arbeitet konventionell, preist also ebenso centgenau aus wie sie zahlt, eine andere rundet. Dies lässt sich in einer arbeitsteiligen Wirtschaft nicht umsetzen.

In einigen Ländern bestehen bereits Rundungsregeln, beispielsweise in Finnland und den Niederlanden. Dort hält sich der Umlauf der Kleinstmünzen in engen Grenzen. Positive oder negative Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung konnte bislang niemand feststellen.

Die Abschaffung der Kleinstmünzen müsste gemeinsam von den Euro-Ländern beschlossen werden. Dagegen regt sich bereits Widerstand. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) erklärte, es müsse möglich sein, „dass man sein Geld vernünftig ausgeben kann und dass, wenn es kleine Preise gibt, man auch mit kleinen Geldmünzen bezahlen können soll.“ Fachpolitiker der Bundestagsfraktionen der Großen Koalition und der Grünen zeigten sich dagegen offen für eine Abschaffung der Kleinstmünzen. Ablehnend reagierten die FDP sowie die Parteien vom äußersten linken und rechten Rand.