(tb) Die Deutsche Post plant eine umfangreiche Digitalisierungsoffensive. Betroffen davon ist auch die Philatelie, denn die Briefmarken werden künftig deutlich anders ausschauen als heute.

Auswirkungen werden die Pläne auch auf die Herstellung der Briefmarken haben. Nach einer Übergangszeit dürfte zudem die Stempelung überflüssig werden. In Zukunft sollen alle Briefmarken einen Matrixcode aufweisen. Damit will die Deutsche Post die Möglichkeiten der Verfolgbarkeit von Sendungen erweitern. Sowohl im Abgangs- als auch im Empfangs-Briefzentrum scannen die Sortiermaschinen künftig die Sendungen und erfassen sie. Der Absender kann also den Weg zumindest teilweise verfolgen, was bislang bei gewöhnlichen Sendungen unmöglich ist.

Bei den Zusatzleistungen gibt es derzeit abgestufte Verfolgungsmöglichkeiten. Die Deutsche Post erfasst Prio-Sendungen bei der Einlieferung sowie in beiden Briefzentren, Einschreiben zusätzlich bis zur Zustellung – der Zusteller quittiert das Einwurf-Einschreiben, der Empfänger das Übergabe-Einschreiben.

Damit sämtliche Einzelsendungen verfolgbar werden, braucht jede Briefmarke ihren eigenen Matrixcode. Die Sicherheitsdruckereien müssen die Einzelmarken somit gewissermaßen durchnummerieren. Etwas ähnliches gab es bislang nur bei einer Automatenmarke. Die von den Versuchsgeräten in Bonn, Brühl und Köln zwischen 18. Dezember 2018 und Anfang Juni 2019 abgegebene Automatenmarke, MICHEL-Nummer ATM 10, zeigte stets einen individuellen Matrixcode. Streng betrachtet, ist somit jede ATM 10 ein Unikat. Künftig gilt das für alle Briefmarken.

Die bereits mit Matrixcodes versehenen Briefmarken auf Privatbestellung – die Deutsche Post spricht von der „Briefmarke Individuell“ – zeigt dagegen nur einen auftragsbezogenen Matrixcode. Sämtliche Briefmarken eines Bogens tragen denselben Matrixcode. Eine Sendungsverfolgung ist damit natürlich nicht möglich. Da sämtliche Sendungen künftig in den Briefzentren erfasst werden, können die Sortiermaschinen natürlich erkennen, ob eine Briefmarke missbräuchlich ein zweites Mal verwendet wurde. Solche Sendungen kann die Deutsche Post dann an den Absender zurückgeben, gegebenenfalls bei wiederholter Einlieferung mit missbräuchlichen Frankaturen strafrechtlich wegen Betrugs vorgehen. Eine Stempelung der Briefmarken ist im Prinzip unnötig, wenn die Sortiermaschinen den Matrixcode scannen und ungültige Marken erkennen können. Auf absehbare Zeit dürfte die Stempelung beibehalten bleiben, da die Postkunden alte Briefmarken ohne zusammen mit neuen mit Matrixcode verkleben. Sowie im Sendungsstrom kaum noch klassische Briefmarken erscheinen, wird die Stempelung unwirtschaftlich und dürfte daher entfallen.

Den Sammlern verspricht die Deutsche Post, über das Internet zusätzliche Informationen zum Ausgabeanlass und Motiv zu geben. Auf dem Endgerät – klassische Computer sind dafür ebenso geeignet wie Mobiltelefone – muss nur ein Programm installiert sein, das Matrixcodes lesen kann. Das ist auf vielen Geräten bereits heute der Fall.

Ausbauen will die Deutsche Post weitere digitale Angebote. Die Mobile Briefmarke soll das bisherige Handyporto ablösen. Technisch läuft alles wie gehabt: Der Kunde gibt an, welches Porto er benötigt, zahlt digital und erhält einen Code, den er auf den Brief schreibt. Anders als bislang wird die Mobile Briefmarke aber nur den Nennwert kosten. Weitere Entgelte entfallen. Die Post sieht den Wechsel für Ende dieses Jahres vor.

Bereits eingeführt hat die Deutsche Post die Möglichkeit, Paketmarken digital zu buchen und vom Zusteller, der das Paket mitnimmt, oder in der Postfiliale drucken zu lassen. Registrierte Paketempfänger sollen künftig noch genauer über den Zeitpunkt der Zustellung informiert werden können. Morgens erhält der Empfänger die Angabe eines 60- bis 90-minütigen Zeitfensters, eine Viertelstunde vor der geplanten Zustellung geht dann eine erneute Information ein.

Die Zahl der Packstationen soll bis 2021 von 4500 auf 7000 wachsen. Ab Ende 2021 führt die Deutsche Post einen weiteren Automaten ein, den sie „Post & Paket 24/7“ nennt. Über ihn soll die Aufgabe von Briefen und Paketen möglich sein. Außerdem können die Kunden bargeldlos Brief- und Paketmarken kaufen. Ob er Brief- und Paketmarken im philatelistischen Sinne abgibt, ist derzeit nicht bekannt. Über Video können die Kunden sogar beraten werden. Die Deutsche Post spricht vom „Leistungsangebot einer kleinen Postfiliale“.

Die Deutsche Post möchte das Programm innerhalb von drei Jahren umsetzen. Den Kunden verspricht sie einfachere und transparentere Dienste. Zweifellos wird sich der Postverkehr durch die Digitalisierung stark verändern.