(tb) Am 24. März vollendeten die Deutsche Post und United Internet ihr gemeinsames Projekt zur digitalen Briefzustellung. Seit dem Sommer vergangenen Jahres können sich Kunden, die ein E-Mail-Konto von gmx.de oder web.de nutzen, die gescannten Anschriftenseiten eingehender Sendungen vorab als E-Mail übermitteln lassen. Nunmehr besteht auch die Möglichkeit, die Inhalte ausgewählter Briefe vorab zu erfahren.

Die Betonung liegt auf „ausgewählt“. Keineswegs nämlich öffnen die Deutsche Post oder United Internet Briefe. Das wäre mit dem grundgesetzlich gewährleisteten Postgeheimnis selbst dann nicht vereinbar, wenn der Empfänger dem zustimmt. Da zu jedem Brief zwei gehören, müsste auch der jeweilige Absender sein Einverständnis erteilt haben – selbst ein digitaler Riese wie United Internet wäre wohl mit der Prüfung jeder einzelnen Sendung auf vorliegende Zustimmungen überfordert. Daher erhalten die Empfänger nur jene Sendungen vorab digital, die der Deutschen Post ohnehin digital vorliegen, deren Absender also bereits auf sein Grundrecht auf das Postgeheimnis verzichtet hat. Das sind gar nicht so wenige. Zahlreiche Unternehmen beauftragen nämlich die Deutsche Post, Briefe zu drucken, zu kuvertieren und zuzustellen. Die Deutsche Post unterhält große Druckzentren, die ausschließlich für Dritte arbeiten. Diese ohnehin digital vorliegenden Briefe kann der Empfänger fortan zweimal bekommen, zunächst virtuell als E-Mail auf sein gmx.de- oder web.de-Konto, danach konventionell physisch als gedruckten Brief über seinen Hausbriefkasten.

Für den Empfänger ist das vorteilhaft, wenn er Belege aufbewahren muss, beispielsweise für die Steuererklärung. Dafür genügen heute im Regelfall digitalisierte Papiere, sprich: Eingehende Rechnungen und andere Dokumente werden gescannt und in Dateien gespeichert. Die Originale können vernichtet werden. Das spart Platz und schafft Möglichkeiten im Rahmen digitaler Dateibearbeitungen. So kann der Computer beispielsweise blitzschnell alle Rechnungen heraussuchen, auf denen das Wort „Kopierpapier“ erscheint. In den Ordnern mit Rechnungen für Büromaterialien müsste man jeweils einzeln schauen, ob Kopierpapier oder etwas ganz anderes bestellt und geliefert wurde. Für solche Fälle lohnt sich das neue Angebot, das die Deutsche Post und United Internet unterbreiten. Natürlich profitieren davon auch jene, die einfach nur neugierig sind und nicht warten möchten, bis die Tagespost zugestellt wird oder sie selbst nach Hause kommen. Angst um den Schutz persönlicher Daten braucht derweil niemand zu haben, da beide Partner E-Mails stets sicher verschicken. Vorab haben sie ihr Angebot sowohl von der Bundesnetzagentur als auch vom Bundesbeauftragten für den Datenschutz intensiv prüfen lassen. Beide Behörden erhoben keinerlei Beanstandungen. Für die Briefankündigung haben sich nach Angaben beider Partner 1,2 Millionen Nutzer registriert, die E-Mail-Konten von United Internet verwenden. Da es bei gmx.de und web.de derzeit rund 35 Millionen E-Mail-Konten gibt, hat also knapp jeder Dreißigste die Option gewählt. Es besteht somit noch ein gewisser Spielraum nach oben.