(tb) Ein weiteres Mal belegte die Deutsche Post mit einem europäischen Vergleich, dass die Briefentgelte in Deutschland eher niedrig liegen.

1,16 Euro kostet der national versandte Standardbrief im europäischen Durchschnitt, ein Betrag, der deutlich über dem deutschen Wert von 80 Cent liegt. Den Spitzenplatz erreicht Dänemark mit umgerechnet 3,88 Euro, derweil die Deutsche Post neidlos einräumt, dass „Malta mit 0,30 Euro weiter konkurrenzlos günstig ist.“

Beim Versand in das europäische Ausland kostet ein Standardbrief im Schnitt 1,73 Euro, also ebenfalls deutlich mehr als die 1,10 Euro deutsches Porto.

Vergleicht man die Portosätze mit der Kaufkraft der Bürger, dann stellt man fest, dass nur kleine Länder wie Malta, Zypern, die Schweiz und Slowenien besser als Deutschland abschneiden. Auch der Vergleich mit den Löhnen eines durchschnittlichen Industriearbeiters spricht für Deutschland, denn nur in der Schweiz und auf Malta muss er weniger arbeiten, um das Geld für einen Inlands-Standardbrief zu verdienen. Nach 1,44 Minuten stecken in Deutschland die 80 Cent in seiner Tasche, derweil er im europäischen Schnitt 4,24 Minuten für einen Brief zu schuften hat.

Schaut man auf die Entwicklung der Briefentgelte in den vergangenen zehn Jahren, legten die Porti um im Schnitt 79,11 Prozent zu. Demnach müsste der Standardbrief innerhalb Deutschlands derzeit 98,5 Cent kosten. Die 25 Cent Aufschlag seit der 55-Cent-Periode bedeuten ein zwar gewaltiges, im europäischen Vergleich aber dennoch unterdurchschnittliches Plus von 45,5 Prozent. Selbstverständlich gilt es bei solchen Vergleichen stets zu berücksichtigen, dass die Bestimmungen bezüglich der Formate und Gewichte voneinander abweichen. So kann man in der Schweiz für 85 Rappen oder eine Franken Sendungen bis zum Format DIN B5 – 17,6 mal 25 Zentimeter – und mit bis zu 100 Gramm Gewicht versenden, wobei ersteres Porto für den langsamen Versand mit Zustellung nach zwei bis drei Werktagen und letzteres für die Zustellung am Folgetag gilt. Doch hilft es einem deutschen Kunden, der eine Schreibmaschinenseite versenden möchte, wohl wenig, wenn er weiß, dass er in der Schweiz für ein vergleichbares Porto deutlich mehr Papier eintüten dürfte. Daher ist es fachlich korrekt, wenn die Deutsche Post als Maßstab für den Vergleich die deutschen Formate und Gewichte ansetzt. Ein anderes Postunternehmen würde natürlich seine Formate und Gewichte zur Basis nehmen und auf andere Ergebnisse kommen.

Für den Vergleich ließ die Deutsche Post die Briefentgelte in den 27 Staaten der Europäischen Union sowie in Großbritannien, Island, Norwegen und der Schweiz analysieren. Der Briefpreisvergleich fand zum bereits 20. Male statt. Über die Jahre hinweg kann man eindeutig feststellen, dass Deutschland im europäischen Vergleich recht gut abschneidet, ungeachtet aller Diskussionen über die Frage, ob die vorangegangenen Portoerhöhungen juristisch gerechtfertigt waren oder nicht und ob die Forderung, die Briefentgelte ab 2022 anzuheben, akzeptabel ist oder nicht.