In der letzten Folge der Serie „Fälschung erkannt“ wurden zwei Methoden zur Überprüfung der Gummierung vorgestellt: die Untersuchung der Gummierungsoberfläche und die Kontrolle der Perforation.

Dabei wurde festgehalten, dass die Gummierungsoberfläche echter Marken meist Prägespuren des Druckes aufweist, während die Gummiriffelung nur leicht und allenfalls im Schräglicht erkennbar ist, sich also nicht auf die Bildseite der Marke durchdrückt.

Marken mit bildseitig starker Riffelung sind in der Regel verfälscht. Die Perforation echter Marken ist grundsätzlich frei von Gummiresten, allenfalls splitterförmige Anhängsel können vorkommen. Gefälschte Marken zeigen indes meist tropfenförmige Gummiansammlungen an den Kanten der Zähnungslöcher und den Zahnspitzen.

Abgleich mit Vergleichsstücken

Ein Abgleich der zu prüfenden Marke mit Vergleichsstücken bringt zusätzliche Sicherheit. Vollständig nachgummierte Marken müssen einmal gewaschen worden sein. Dabei gehen Bestandteile des Papiers verloren. Gewaschene Marken reagieren also, rückseitig unter UV-Licht betrachtet, grauer oder matter als nicht gewaschene Exemplare. Marken mit Originalgummi zeigen unter UV-Licht eine hellere, oft gelbliche Färbung.

Um Erfahrungen zu sammeln, reicht es schon, eine gestempelte Marke rückseitig mit der gleichen Marke in ungebrauchter Erhaltung zu vergleichen. Die ungebrauchte Marke reagiert auf jeden Fall heller.

Reagiert ein Prüfstück unter UV-Licht also deutlich anders als ein zweifelsfreies Vergleichsstück, liegt vermutlich eine Verfälschung vor – wobei nicht vergessen werden darf, dass eine andere Auflage, Gummisorte oder Druckfarbe der gleichen Marke natürlich ebenfalls zu Unterschieden in der UV-Reaktion führen kann.

Hier ist links ein nachgummiertes, rechts ein postfrisches Exemplar einer Freiheitsglocken-Marke Westberlins zu sehen.

Der Unterschied ist ziemlich deutlich. Bildseitig gibt es indes nur ganz geringe Unterschiede, die allenfalls an unbedruckten Markenteilen sichtbar sind.

Bei vielen Druckverfahren, vornehmlich Stichtiefdruck und Buchdruck, prägt sich der Druck bis in den Gummi ein. Dieses Charakteristikum echter Marken wird zwar durchaus imitiert, gelingt bei Fälschungen aber in der Regel nicht akkurat. Gefälschte Prägekanten sitzen oft rückseitig leicht verschoben, während bei echten Marken Druckbild und rückseitige Prägung naturgemäß deckungsgleich sind.

Im vergrößerten Rückseitenbild sind die typischen Gummierungsmerkmale einer echten Posthorn-Marke der Bundesrepublik Deutschland im Stichtiefdruck zu erkennen. Die scheinbare „Gummiriffelung“ ist nichts anderes als das durchgeprägte Spiegelbild des Stichtiefdrucks der Vorderseite.

An den unbedruckten Stellen des Markenbildes darf rückseitig also keine Prägestruktur vorhanden sein.

Man achte bei dieser echten Marke darauf, dass der Gummi auf vorderseitig unbedruckten Stellen unter dem Mikroskop bei Schräglicht so aussieht, als wäre mit einer Spachtel Wackelpudding aufgetragen worden. Der Randbereich der Marke zeigt einen etwa 45° Grad schrägen Verlauf des Gummis zu den Perforationslöchern hin.

Bei Fälschungen geht die „Riffelung“, die bei echten Posthorn-Marken immer nur ein Präge-Abbild des vorderseitigen Markenbildes ist, auch über die unbedruckten Stellen hinaus.

Das Bild zeigt eine falsch gummierte Posthorn-Marke mit ganzflächiger und damit falscher Riffelung. Ab dem siebten Zahn von oben auf der linken Seite sind auch gut die übergummierten Zahnspitzen zu sehen; der nachträglich aufgebrachte falsche Gummi geht über die ehemals freiliegenden Fasern der Zahnspitzen hinaus.

Verglichen mit echten Posthorn-Marken erscheint er in einem kalten statt warmen Ton. Die übliche Einprägung der Schrift fehlt völlig.

Autor: Jürgen Kraft