Als Ortsteil der Kreisstadt Meiningen ist Walldorf an der Werra im Süden von Thüringen gelegen. Auf einem Fels aus der Talebene emporragend, war die Kirchenburg einst ein Königshof und zugleich eine Befestigungsanlage, die im Jahr 982 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Nach einer wechselvollen Geschichte, geprägt von Zerstörung und Wiedererrichtung, wurde das Gebäude am 3. April 2012 bei einem verheerenden Großbrand ein weiteres Mal schwer beschädigt. Erneut raffte sich die evangelische Kirchengemeinde auf und begann schon kurz darauf mit den Bauarbeiten. Am 11. Mai 2019 erfolgte die offizielle Wiedereinweihung.
Ziel der Baumaßnahmen war unter anderem, sämtliche epochalen Merkmale, die durch den Brand freigelegt worden waren, sichtbar zu machen. Das beste Beispiel dafür ist die Orgel, die den historischen Baukörper der Kirche mit der gegenwärtigen Innenarchitektur verbindet, indem das zweigeteilte Gehäuse eines der großen Fenster umrahmt. Der Blickfang schlechthin sind jedoch die aus verschiedenen Epochen stammenden Fenster- und Türöffnungen, für deren Verglasung Künstler Julian Plodek sowohl traditionelle als auch innovative Verfahren verwendete und dabei ein Universum aus weltlichen und kirchlichen Bezügen schuf.
Das Angebot der Kirchenburg geht insbesondere seit der Sanierung über religiöse Aspekte hinaus. Vielfältige Freizeitmöglichkeiten machen diesen Ort zu einer Erlebnis- und Begegnungsstätte. Als sogenannte Biotopkirche berücksichtigt der Bau überdies Naturschutzmaßnahmen wie bewusst geschaffene Nistplätze für Vögel, Fledermäuse und Insekten. Aufgrund des umfassenden Gesamtkonzepts der Kirchengemeinde wird die Kirchenburg also auch in Zukunft mit Leben erfüllt sein.
Erstausgabetag: 4. Mai 2023
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