Eine dunkelbraun umrahmte Kerze, die sich nicht mit ihren Füllfarben deckt – der sogenannte „CIA-Kopfsteher“ der Vereinigten Staaten von Amerika beschäftigt seit nunmehr 37 Jahren die philatelistische Fantasie.

Damals hatte ein CIA-Mitarbeiter dienstlich in der nahegelegenen Poststelle von McLean, Virginia einen angebrochenen Bogen mit 95 Marken zu je 1 Dollar mit dem Motiv eines Kerzenhalters aus der Freimarkenserie „Americana“, MiNr. 1391 gekauft. Erst im Dienst entdeckte er zusammen mit anderen Kollegen den Fehldruck.

Sie alle entschlossen sich, die Marken gegen einen frisch gekauften Bogen von Originalmarken auszutauschen und die Fehldrucke unter sich aufzuteilen und zu verkaufen. Jeder der neun Beteiligten erhielt ein Exemplar für sich, ein weiteres wurde bei der Aufteilung vollkommen zerstört. Die restlichen 85 wurden am 2. April 1986 für 25.000 $ an einen Briefmarkenhändler in New Jersey verkauft. Der Briefmarkenhändler stellte daraufhin neun Schecks über jeweils 2.777,78 $ aus, die an die Anbieter gegeben wurden. Die Sache flog auf.

Auch wenn das US-Justizministerium kein Dienstvergehen sah, nahm sich die CIA der Sache an, entließ vier der Beteiligten wegen Ungehorsam und forderte die Marken von allen Beteiligten zurück. Aber nur vier Exemplare tauchten wieder auf, die an das Postmuseum in Washington, DC weitergegeben wurden. Die über den Briefmarkenhandel verkauften Marken sind heute in Sammlungen verstreut.

Nun wurde Anfang Mai 2023 in den USA auf eBay ein Viererblock aus der linken oberen Bogenecke mit Plattennummer 40971 der berühmten Abart „Kerzenhalter und Wertangabe kopfstehend“ für 225.000 $ angeboten. Und dieser Viererblock muss eindeutig aus einem anderen Bogen zu 100 Marken stammen als die 1986 entdeckten Marken in der Central Intelligence Agency.

Wie kam es zu diesem Fehldruck? Die Marken sind als Bogendruck im kombinierten Raster- und Stichtiefdruck hergestellt, wobei jeder Druckbogen vier Schalterbogen zu 100 Marken enthält. Im Verlauf des Drucks muss nach dem ersten Druckgang zumindest ein Bogen unbemerkt um 180 Grad gedreht auf den Stapel zum weiteren Druck gelangt sein. So entstanden vier Schalterbogen mit dem Kopfsteher der braunen Stichtiefdruckfarbe. Nach bisheriger Kenntnis nahm man an, dass nur ein Schalterbogen der Kontrolle entgangen und an die Öffentlichkeit gelangt ist, nach neuestem Wissensstand geht man von zwei Schalterbogen aus. Theoretisch könnte es noch zwei weitere 100er-Bogen mit dem Fehldruck geben; es ist aber auch möglich, dass diese unerkannt vor Jahren verbraucht wurden.

Doch woher die Marken aus dem jetzt aufgetauchten Viererblock stammen, ist ein sich langsam erhellendes Rätsel – ob sich dahinter eine ähnlich spannende CIA-Story verbirgt, bleibt abzuwarten. Anders als bei der berühmten „Inverted Jenny“, MiNr. 250 I, von der es nachweislich nur 100 Exemplare gegeben hat, sind hier nun mehr als 100 Stück bekannt. Werden weitere auftauchen?

USA-Spezial 2021/2022
10. Auflage, 928 Seiten
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