Juno, die Göttin der Geburt, Ehe und Fürsorge, wollte sich eines Tages die Zeit mit Näharbeiten vertreiben.
Ob sie von Jupiter abgelenkt wurde oder zu ausgelassen über Geschichten lachte, die andere Götter in der geselligen Runde zum Besten gaben, weiß niemand. Dies jedoch ist sicher: Der Fingerhut, den sie sich übergestreift hatte, entglitt ihr und fiel auf die Erde herab.
Sie war traurig, und Jupiter gelang es nur mit Mühe, seine verdrießliche Gattin milde zu stimmen. Er versprach, den verlorenen Fingerhut in eine Blume zu verwandeln und gab ihm die Gestalt der Pflanze, die das neu erscheinende Postwertzeichen ziert.
Die Pflanzengattung Fingerhut (Digitalis) gehört zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Es gibt etwa 25 Arten, die in Europa, Nordafrika und Westasien verbreitet sind. Der Rote Fingerhut (Dig italis purpurea), dessen Erstbeschreibung im Jahr 1753 durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linné vorgenommen wurde, wächst in West- und Mitteleuropa sowie in Teilen Nordafrikas. In Deutschland ist die Pflanze mit den markant geformten Blüten vor allem an Waldrändern und Waldwegen, auf Lichtungen und Kahlschlägen anzutreffen. Seit dem 16. Jahrhundert wird die anmutige Staude in Ziergärten gepflanzt und fügt sich harmonisch auch in Bauerngärten ein.
2007 wurde der Rote Fingerhut, dessen Pflanzenteile alle hochgiftig sind, zur Giftpflanze des Jahres gewählt. Doch zugleich ist er eine Heilpflanze, die Leben retten kann: Er enthält Glykoside, die einen positiven Effekt auf die Kontraktionsfähigkeit der Herzmuskulatur haben und die Herzfrequenz regulieren. Der aus dem Fingerhut gewonnene Wirkstoff Digitoxin wird bei Herzinsuffizienz eingesetzt und in der Tumorbehandlung getestet. Die Homöopathie verwendet Digitalis ebenfalls zur Behandlung von Herzerkrankungen.
Erstausgabetag: 2. November 2019
Das Motiv ist von Stefan Klein und Olaf Neumann aus Iserlohn entworfen worden.
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