Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Sammlerfreund an dieses Lied von Katja Epstein. Der nachstehende Beleg jedenfalls ist ein kleines philatelistisches Wunder.

Er stammt aus einer Zeit, die als die „goldenen Zwanzigerjahre“ bezeichnet wurde, in Wirklichkeit aber gar nicht so golden war. Es handelt sich um eine Drucksache vom 29. Dezember 1920, in Berlin 19 freigemacht mit einem Ziermusterfreistempel zu 10 Pfennig. Was ist an diesem Beleg so besonders?

Wer sich mit Ziermusterfreistempeln beschäftigt, weiß, dass normalerweise die Verwendung erst ab 1. Januar 1921 erfolgte. Lediglich 5 Berliner Postämter hatten die Möglichkeit, ab 20. Dezember 1920 die Freimachung mit Ziermusterfreistempeln versuchsweise zu erproben – so die Erkenntnis von K. Topf im Jahr 1978.

Horst Müller, Mitglied der Poststempelgilde, der erstmals eine systematische Erfassung der Ziermusterfreistempel 2009/2010 vornahm, hatte als sogenannte Vorverwendung bis dato nur Verwendungen vom PA Berlin 68 ab 29. Dezember 1920 sowie 30./31. Dezember registriert.

Dieses Kapitel kann nunmehr um eine neue Erkenntnis erweitert werden. Der hier gezeigte Beleg ist der erste vorverwendete Beleg von PA Berlin 19 und ist erst jetzt, nach fast 100 Jahren, aufgetaucht. Wunder gibt es also tatsächlich immer wieder.

Abbildung: 100 Jahre alte Drucksache mit netter Reklame und rückseitigem Jahreskalender 1921