(tb) Einmal mehr wartet die Numismatik mit einer kuriosen Geschichte aus der hohen Politik auf. Dieses Mal hat sie sogar einen sehr ernsten Hintergrund, denn sie behandelt nicht weniger als die Zahlungsfähigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika.

Diese sind bekanntlich hoch verschuldet und finanzieren weiterhin einen nennenswerten Teil des Bundeshaushaltes über Kredite. Das jährliche Staatsdefizit übersteigt bei Weitem jene drei Prozent, die in der Euro-Zone als politisch ausgehandelte – Ökonomen spielten seinerzeit im Ringen um die Ausgestaltung der Währungsunion keine bedeutende Rolle – Messlatte gelten. In den vergangenen Jahrzehnten mussten die US-Präsidenten und Finanzminister daher stets von Neuem eine Erhöhung der gesetzlich gedeckelten Gesamtverschuldung beantragen.

Unter republikanischen Präsidenten einigten sich die Parteien gewöhnlich schnell, von demokratischen Präsidenten forderten die republikanischen Abgeordneten und Senatoren dagegen Sparsamkeit. Dies ist auch jetzt wieder der Fall. Im Oktober konnten sich zwar beide Parteien auf ein bis Dezember geltendes Moratorium verständigen. Noch gibt es aber keine gemeinsame Position zu den künftigen Grenzen der Staatsverschuldung.

Daher gruben Fachleute im Herbst ein Gesetz aus, das eigentlich den Verkauf von Sammlermünzen erleichtern sollte. Es ermächtigt das Finanzministerium, Platinmünzen jedes Nennwertes zu prägen. Da es nach oben keine Grenze gibt, regten die Fachleute nunmehr an, eine Münze zu einer Billion Dollar – mit „Billion“ ist die deutsche Bedeutung gemeint, nicht die mit Milliarde zu übersetzende englische – zu prägen und diese bei der Notenbank, der Federal Reserve (Fed), zu hinterlegen. Mit diesem Trick wären die Vereinigten Staaten auf unabsehbare Zeit liquide. Man braucht nicht einmal Inflation zu befürchten, da die Münze ja sicher in den Tresoren der Fed ruht, also die Geldmenge nicht erhöht.

Präsident Joseph Robinette Biden und Finanzministerin Janet Louise Yellen sehen den Gedanken schon deswegen kritisch, weil auf diese Weise das Budgetrecht des Kongresses zumindest teilweise ausgehebelt würde. Deswegen ist nicht damit zu rechnen, dass sie die Idee umsetzen, Numismatiker fortan eine schmerzliche Lücke in den Schatullen beklagen müssen. Andererseits verweisen Juristen darauf, dass die zu bedienenden Schulden – ohne Anhebung der Gesamtverschuldung kann der Bund weder Zins noch Tilgung leisten – ebenfalls auf vom Kongress beschlossene Gesetze zurückgehen, dieser also nicht einfach nachträglich die Finanzierung verweigern könne.

Was juristisch zu interessanten Debatten führen könnte, hat politisch noch eine weitere Dimension. Das diskutierte Gesetz geht nämlich auf einen republikanischen Abgeordneten zurück, der finanzpolitisch zu den so genannten Falken gehörte, also jenen, welche die Ausgaben des Staates möglichst begrenzen wollen. Mit dem Gesetz gelang es ihm, den Münzverkauf und damit den Gewinn der staatlichen Münzstätte deutlich zu erhöhen.