Otto Braun kam am 28. Januar 1872 in Königsberg zur Welt. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er das Druckerhandwerk und trat als Sechzehnjähriger in die verbotene Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands ein, die sich ab 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) nannte.

1898 stieg er zum SPD-Vorsitzenden Ostpreußens auf. Im November 1903 wurden er und einige andere SPD-Mitglieder des Schmuggels anarchistischer Schriften, der Geheimbündelei und der Beleidigung des russischen Zaren beschuldigt. Braun saß mehrere Monate in Untersuchungshaft, bis das Landgericht ihn im Juli 1904 freisprach.

Danach übernahm er in der SPD erstmals auch Funktionen auf Reichsebene. Im Januar 1919 wurde Braun für die SPD in die verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung gewählt und zog im Jahr darauf in den Reichstag ein. Im März 1920 trat Otto Braun schließlich das Amt des preußischen Ministerpräsidenten an.

Braun vertrat humanistische Grundwerte, erwarb sich aber aufgrund seines autoritären Regierungsstils den Beinamen „roter Zar von Preußen“. Unter seiner Regierung galt Preußen als „Bollwerk der Demokratie“ im Deutschen Reich. Im Juli 1932 wurde Braun durch den sogenannten Preußenschlag, die Absetzung der Regierung per Notverordnung, aus dem Amt gedrängt. 1933 floh er vor den Nationalsozialisten in die Schweiz. Dort starb er am 15. Dezember 1955 im Alter von 83 Jahren.

Erstausgabetag: 3. Januar 2022

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